Johanna Adorján hat unsere Gegenwart in einen Roman gegossen.
Johanna Adorján entwirft mit »Ciao« eine Gesellschaftssatire, die extrem komisch ist und gleichzeitig schmerzhaft heutig. Ist der Untergang des alten weißen Mannes beschlossene Sache oder sollte man mit dieser Spezies doch gnädig sein?
Hans Benedek, einst ein gefragter Feuilletonist, hat seinen Bedeutungsverlust selbst noch gar nicht realisiert. Er wähnt sich weiterhin als Mann von beträchtlichem Einfluss, glaubt, dass alle Welt die Ohren spitzt, wenn er einen Gedanken formuliert. Aber die Zeichen mehren sich, dass sich etwas verändert hat. Seine ständigen Affären mit Praktikantinnen sind nicht mehr so unbeschwert wie noch vor einigen Jahren. Seine Tochter beschimpft ihn als Mörder, da er immer noch Bacon zum Frühstück isst. Als seine Frau ihn auf die Idee bringt, ein Portrait über die gefragteste junge Feministin des Landes zu schreiben, wittert Hans seine Chance. Doch die Begegnung mit ihr wird Hans in einen Abgrund von bisher ungekannter Tiefe stürzen.
Ein Roman über Menschen, über die die Zeit hinweggegangen ist. Über Leute von gestern im heutigen Leben. Übers Älterwerden. Und ein bisschen auch über die Liebe.
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Käufer-Bewertung: miss.mesmerized
Viele Jahrzehnte ist es schon her, dass Henriette mit ihrem Gedichtband so etwas wie einen kleinen Erfolg feiern konnte, heute ist sie nur noch gelegentlich als Gattin von Hans Benedek in der Öffentlichkeit zu sehen, einem angesehenen Feuilletonisten und von der Kunst und Kulturszene lange umworbenen Gast auf allerlei Veranstaltungen. Umso erstaunter ist sie als Xandi Lochner, 24-jährige Feministin und Liebling aller Social-Media-Kanäle sie um ein Treffen bittet. Die Welten der beiden Frauen könnten verschiedener nicht sein und für Henriette endet der Abend in einem Desaster. Doch ihr Mann ist von der Idee, ein Portrait über die schlagfertige Jungautorin zu schreiben, begeistert, vielleicht kann er so seinen sinkenden Stern bei der Zeitung wieder etwas zum Leuchten bringen. Zwar kann er mit den modernen Ideen der Frauen wenig anfangen, er fühlt sich inzwischen geradezu verfolgt und gehasst, aber das verhindert ja keinen erfolgreichen Artikel und sein Charme wirkt doch auch immer noch gut, wie all seine Affären mit den Praktikantinnen eindrucksvoll belegen.
Johanna Adorján greift das Thema der Stunde auf: der tobende Geschlechterkampf im Kulturbetrieb. Auf der einen Seite gut situierte und etablierte ältere Herren, die jahrzehntelang gönnerhaft ihre Position ausgenutzt haben, auf der anderen junge, unerschrockene Frauen, die sich nicht mehr so einfach in die zweite Reihe schieben lassen und die Gegebenheiten hinterfragen. Die Autorin verfällt jedoch nicht dem wütenden Duktus, der häufig diese Debatte begleitet, sondern findet einen humorvollen Ton für ihre Geschichte, die auch den Protagonisten nicht gänzlich demontiert. Benedek ist kein selbstsüchtiges Monster, viel mehr ist er überfordert und blickt orientierungslos in die Welt.
Es sind nicht nur die Frauen, die Benedek Kopfzerbrechen bereiten. Auch die Tatsache, dass sich seine Zeitung weg vom Papier hin zum online Journalismus verlagert, irritiert ihn. Dort kann ja auch jeder schreiben, was er will, nicht mehr er ist als Feuilletonist plötzlich der Königsmacher, der mit wohlwollenden Kritiken Karrieren befördert und eine entsprechende Behandlung erwartet. Dass sich die Zeiten geändert haben, spürt er an seinem Arbeitsplatz deutlich, insbesondere die Einsparungen, unter denen die ganze Branche leidet, treffen ihn hart.
Seine Tochter versteht er schon lange nicht mehr und mit Henriette hat er auch kaum mehr was zu teilen, dafür hat er ja Niki, aktuelle Praktikantin und Geliebte, die er ärgerlicherweise zu seinem Treffen mit Xandi Lochner nehmen muss und mit der er absurderweise gemeinsam den Artikel verfassen soll. Obwohl er beobachtet, wie Xandi eine Größe des Showgeschäfts vor seinen Augen vom Thron stößt, ist er nicht gewarnt und wähnt sich mit seinem erprobten Charme in Sicherheit. Mit dem Twitter Shitstorm, der dem Abend folgt, ist er restlos überfordert, er hat doch gar nichts falsch gemacht, er war doch nur nett und zuvorkommend?
Das Drama um den gealterten Journalisten nimmt unterhaltsam die ganze Medienbrache in den Fokus, nicht nur die Geschlechterfrage, sondern auch inhaltsleere Social-Media-Kanäle und Kunstveranstaltungen, bei denen es nicht um Kunst, sondern nur um das Sehen und Gesehenwerden geht, werden pointiert zugespitzt. Die oft etwas verbissene Diskussion um den „alten weißen Mann“ bereichert Adorján um Benedeks Perspektive, er will ja eigentlich modern sein, aber die Welt überfordert ihn und dass er am Ende nicht mehr über eine junge Frau schreiben darf, führt die Frage, wer überhaupt wen übersetzen darf, noch ein Stück weiter ad absurdum.
Eine bissige Gesellschaftssatire, die als Sommerroman funktioniert, obwohl sie eine nicht zu verachtende Tiefe hat.
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Käufer-Bewertung: nil_liest
‚CIAO‘ ist wohl ein Roman aus dem laufenden Kulturbetrieb für den laufenden Kulturbetrieb. Ich bin nicht Teil dieser Welt und blicke also in dieses Buch mit Unkenntnis über die handelnden Personen und kann keinerlei Übereinstimmungen mit Redakteur:innen feststellen, weil ich diese Berufsgruppe nur als Leserin der Feuilletons kenne. Sprich, ich lese dieses Buch sicherlich anders als diese besagt Berufsgruppen, die natürlich durch ihre Bubble-Brille auch den Roman wiederum rezensieren.
Daher war es für mich eher der Blickwinkel des unsichtbaren Neugierigen, der sich hier einschleicht und das Ganze mit Amüsement liest. Johanna Adorján schreibt wie immer gekonnt und sehr nett. Mich hat ‚CIAO‘ trotz Outsiderdasein unterhalten oder vielleicht auch gerade deshalb?
Es geht um Hans Benedek, ein Redakteur einer Zeitung, der seine besten Tage hinter sich hat und nun nicht mehr im „flow“ ist und Sorge hat abgehängt zu werden und mit aller Macht versucht es zu vertuschen.
Aus meiner Sicht keine Abrechnung des alten weißen Mannes wie es so ab und an anklingt. Ganz im Gegenteil, ich verspüre eine Art Mitleid mit den älterwerdenden Kollegen, die sich in ihrer einstigen Domäne nicht mehr auskennen und selbst um Rat fragen müssen. Satire ist es auch, da das überzeichnete komische Element dieses Kosmos überwiegt.
Fazit: Ein gut geschriebenes Buch über den gegenwärtigen Mikrokosmos der Kulturschaffenden!
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EAN / 13-stellige ISBN | 978-3462001716 |
10-stellige ISBN | 346200171X |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch GmbH |
Sprache | Deutsch |
Originalsprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 08. Juli 2021 |
Seitenzahl | 272 |
Format (L×B×H) | 20,5cm × 12,6cm × 3,2cm |
Gewicht | 392g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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Carmen S.
DANKE, dass es noch engagierte Leute gibt, die über den eigenen Tellerrand denken, die auch noch eine Alternative bieten, zu etwas, das ich immer mit schlechtem Gewissen genutzt habe. Ich hoffe, dass ihr immer bekannter werdet!
L. F. aus Ingolstadt
Ich bin mit dem von Ihnen immer wieder erbrachten Service mehr als zufrieden und empfehle Sie mit bestem Gewissen bei jeder Gelegenheit weiter. Neben dem kontinuierlich erbrachten "Sterne-Service" schätze ich besonders die nette und freundliche Art des Kontakts.
C. A.
Sie und Ihr Team zeigen mit Ihrem Engagement, dass es Sinn macht, über den Tellerrand der reinen Ökonomie hinaus zu schauen.
Ich wünsche Ihnen viele treue Kunden und ein unüberhörbares Echo in der Medienwelt.
Heinz-Ulrich P. aus Aurich
Die beiden Male, die ich in den letzten Jahren konkret Kontakt zu Buch7 hatte, habe ich mich wirklich und richtig gut beraten und "umsorgt" gefühlt. Vielen Dank dafür!
Birgit H. aus Troisdorf