"Ein ganz besonderer deutscher Bildungsroman." (Maxim Biller) - Alem Grabovac erzählt in seinem Roman eine aufrüttelnde Geschichte über Herkunft und Zugehörigkeit
Smilja schuftet als Gastarbeiterin in der Schokoladenfabrik, ihr Mann Emir, ein feierfreudiger Kleinganove, landet später im berüchtigten Gefängnis Goli Otok in Jugoslawien. Nach der Geburt ihres Sohnes Alem trifft Smilja eine folgenschwere Entscheidung: Ihr Baby wächst bei einer strengen deutschen Pflegefamilie mit sieben eigenen Kindern auf. Jedes zweite Wochenende aber verbringt der Junge mit seiner Mutter und ihrem neuen gewalttätigen Freund im Frankfurter Bahnhofsmilieu. Erst als Erwachsener macht sich Alem auf die Suche nach seinem leiblichen Vater.
Alem Grabovac erzählt die erschütternde Geschichte eines extremen Aufwachsens, ungeschönt und ohne Wertung.
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Käufer-Bewertung: dj79
Alem ist ein Junge mit drei Vätern und einer Mutter mit traditionellem Familienbild. Seine Mutter Smilja, träumte schon immer von einem besseren Leben, weswegen sie ihre Heimat Jugoslawien verlässt, um in Deutschland zu arbeiten. Dort lernt sie Emir, Alems Vater, kennen. Emir denkt gar nicht daran, einem geregelten Job nachzugehen, als Kleinkrimineller besorgt er sich das Geld, das er zum Feiern braucht. Damit sie Alem nicht mit dem unfähigen Vater allein lassen muss, gibt Smilja ihren Sohn in die Obhut einer deutschen Pflegefamilie.
Bei den Behrens, Marianne und Robert, wächst Alem gemeinsam mit den jüngeren Behrens-Kindern und weiteren Pflegekindern recht behütet auf. Die Pflegefamilie wohnt in einem schönen großen Haus mit Garten, warme Mahlzeiten gibt es mittags und abends. Jedes zweite Wochenende fährt er zur Mutter, die bald schon einen neuen Partner hat. Dort spielt sich fast das ganze Leben in einem einzigen Zimmer ab. Süßigkeiten und Fernsehen bestimmen jeweils den Aufenthalt. Jeden Sommer fährt Alem mit seiner Mutter zu den Großeltern nach Jugoslawien.
In der direkten Gegenüberstellung der unterschiedlichen Kulturen wird deutlich, wie stark verwachsen wir jeweils mit den traditionellen Ansichten unserer Vorfahren bzw. unserer eigenen Vergangenheit sind. Die Deutschen, Marianne und vor allem Robert, hängen noch immer dem Nationalsozialismus nach und verharmlosen den Holocaust. Sie sehen vordergründig das positive dieser Zeit, die eigene Jugend. Smilja emigriert zwar nach Deutschland, um sich ein besseres Leben zu erarbeiten, bleibt aber durch die Partnerwahl in ihrer jugoslawischen Blase hängen. Zudem scheint Smiljas Erziehung eine ihrerseitige Auflösung einer eingegangenen Beziehung nicht zuzulassen. Nach dem Tod Titos kommen auch unterdrückte Feindseligkeiten zwischen den jugoslawischen Volksgruppen zurück, spontan können Freundschaften nichtig werden. Alem hat diese Unzulänglichkeiten der verschiedenen Kulturen schon als Kind, später noch deutlicher als Jugendlicher spüren und wahrnehmen können. Durch seine Geschichte werden diese Denk- und Verhaltensweisen ins Bewusstsein der Leser*innen übertragen, die ihrerseits vielleicht einen Anstoß zur Reflexion ihrer eigenen Haltung erfahren.
Am Stil des Autors hat mir die Aufteilung in drei Bücher gefallen. Er lenkt den Fokus dadurch auf die jeweils im Vordergrund stehende Person. Gut war für diese Geschichte darüber hinaus, dass sie kontinuierlich im Zeitverlauf erzählt wurde. Das stilistisch Beste war für mich allerdings die gefühlvolle Sprache, die gleichzeitig frei von Schnulzigkeit war.
Da mich sowohl die Geschichte selbst als auch die Sprache fasziniert haben, empfehle ich den Roman gern weiter.
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Käufer-Bewertung: ulla
Smilja lebt in einem armseligen Dorf in Jugoslawien und träumt von einem besseren Leben, einem, in dem sie so viel Schokolade essen kann, wie sie mag. Als eine Schokoladenfabrik Arbeitskräfte sucht entschließt sie sich, in Frankfurt ein neues Leben aufzubauen. Als sie von Emir, einem Trinker und Dieb schwanger wird entschließt sie sich schweren Herzens, ihren neugeborenen Alem zu deutschen Pflegeeltern zu geben. Der Kontakt zu Alem wird, bedingt durch den Umzug der Pflegeeltern immer seltener und für Alem ist die deutsche Familie, Marianne und Robert mit ihren 7 eigenen Kindern, das eigentliche Zuhause. Nachdem Emir sich aus dem Staub gemacht hat, hat Smilja einen neuen Partner gefunden. Dieser wird gewalttätig gegen Smilja und auch gegen Alem, wenn dieser zu Besuch in Frankfurt ist. Durch die Urlaubsbesuche mit seiner Mutter bei den Großeltern im jetzigen Kroatien hört er die Erlebnisse seines Opas im Kampf gegen deutsche Soldaten. Zurück bei seinem Pflegevater Robert erzählt ihm dieser von den glorreichen Taten der Nazis und selbst jetzt, in den 1980er Jahren ist Robert immer noch ein überzeugter Nazi. Wie passt da ein ausländisches Kind, dass er wie ein eigenes behandelt, hinein?
Alem Grabovac beschreibt sehr eindrucksvoll seine hin- und hergerissene Kindheit, sein Leben in verschiedenen Welten. Wie leicht hätte seine Zukunft völlig anders ausgesehen. Der Roman ist gleichzeitig Geschichtsschreibung, beginnend vor dem 2. Weltkrieg bis zum Balkankrieg wie auch ein gesellschaftlicher Roman über die Entwicklung in Deutschland, über das Erwachsenwerden in den 1980er Jahren und besonders über das Frauenbild im Laufe der Zeit.
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Käufer-Bewertung: CanYouSeeMe
Alem Grabovac hat mit "Das achte Kind" ein spannendes Buch geschaffen, dass irgendwo zwischen Autobiographie und Fiktion anzusiedeln ist. Welche Teile der Geschichte biographisch und welche fiktiv sind, lässt sich nicht bestimmen. Was man grundsätzlich auch nicht muss, mir ist diese Frage jedoch häufig beim Lesen durch den Kopf gegangen.
Der Schreibstil des Autors ist sehr klar und kommt ohne viel Emotion aus, wodurch die Story zuweilen beinahe kühl und bedrückend wirkt. Die Thematik des Buches ist für mich sehr spannend zu lesen gewesen, ich habe sie auch als sehr aktuel und zeitnah erlebt. Die Geschichte von Alem ist sicherlich auch representativ für viele andere ähnliche Geschichten, ih fand es daher sehr gut diese Schicksale nochmals in Erinnerung gerufen zu bekommen.
Der Zwiespalt zwischen dem Leben in Deutschland, in einer schon zu deutschen Familie und der Armut und Not seiner Herkunftsfamilie ist klar herausgearbeitet worden. Diese zwei Kontraste geben dem beschriebenen Leben eine gewisse Dramatik, auch wenn die Beschreibungen sehr nüchtern und distanziert wirken.
Insgesamt habe ich dieses Buch gern gelesen, ich fand es informativ und hat mein Bewusstsein für Migrationsbiographien gestärkt. Eine emotionale Bindung zum Inhalt habe ich jedoch nicht aufbauen können.
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Käufer-Bewertung: raschke64
Alem hat eine sehr schwierige Kindheit. Er wechselt zwischen Kulturen und Familien, zwischen Liebe und Gewalt, zwischen Armut und Sicherheit. Seine Mutter stammt aus einem bitterarmen Bergdorf in Kroatien und geht in den 1960er Jahren als Gastarbeiterin nach Deutschland. In Würzburg arbeitet sie in einer Schokoladenfabrik und kommt sich vor wie im Paradies. Dort lernt sie auch Emir kennen. Ebenfalls Gastarbeiter, allerdings einer, der von Arbeiten nicht viel hält und stattdessen Kleinkrimineller wird. Trotzdem heiraten sie und ein Baby ist unterwegs. Die Mutter glaubt nicht, dass der Vater für die Familie sorgen wird und dass sie allein das Kind aufziehen kann. So gibt sie es in der Woche in eine Pflegefamilie, hat Alem nur am Wochenende. In der Pflegefamilie bleibt Alem viele Jahre und wird dort das achte Kind, denn es gibt sieben eigene.
Das Buch ist sehr gut lesbar, allerdings nicht einfach lesbar. Letzteres liegt am Inhalt. Schonungslos, geradlinig und direkt erzählt Alem von seiner Kindheit und seiner Jugend. Er muss sozusagen ständig zwischen allen switchen. Da ist auf der einen Seite seine Mutter, die eine Beziehung mit einem anderen Jugoslawen eingeht, der sie und später auch Alem schlägt. Da ist die liebevolle Pflegefamilie, die den Jungen beschützt und liebt, deren Familienoberhaupt allerdings auch der Naziideologie angehört und allen damit einige Probleme bereiten wird. Da sind die Besuche in Jugoslawien und die furchtbare Armut und kurz vor dem Jugoslawienkrieg auch der stark steigende Hass der Nationalitäten untereinander. Das sind die schönen Urlaube in Italien und die furchtbaren Erlebnisse an der jugoslawischen Grenze. Es ist nicht ganz eindeutig, was in dem Buch wirklich reine Autobiografie ist und was fiktional. Trotzdem wird die Situation der zweiten Generation der Einwanderer mit allen Problemen gut geschildert. Mir fehlten manchmal die entsprechenden Gefühle dazu, alles war sehr pragmatisch geschildert. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, inwieweit der Autor das wirklich alles selbst erlebt hat und diese furchtbaren Erlebnisse immer noch starke Schmerzen verursachen. Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch.
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Käufer-Bewertung: Melanie K.
Lange hat mich kein Buch mehr so bedrückt - und das im besten Sinne. In „Das achte Kind“ erzählt Alem Grabovac die Lebensgeschichte des Protagonisten Alem mit all den ungeschönten Erlebnissen. Das Buch ist in drei Bücher geteilt, zunächst in das seiner Mutter Smilja, dann schließlich - als längsten Teil - das Buch Alem und schließlich das Buch Emir über seinen Vater. Die Geschichte bekommt so verschiedene Blickwinkel und Schwerpunkte und fügt sich dadurch zu einem Ganzen.
Alems Mutter ist sehr ärmlich aufgewachsen, ohne fließendes Wasser oder eine Toilette und ist schließlich als Gastarbeiterin nach Deutschland gekommen. Sie lernt dort Emir, Alems Vater kennen, der sich jedoch ein Kleinkrimineller ist und nur wenig Verantwortungsgefühl zeigt. Um arbeiten zu können, muss Smilja Alem schon mit wenigen Wochen zu einer Pflegefamilie geben, bei der er erst nur unter der Woche lebt, die schließlich aber seine „richtige Familie“ wird und er neben deren sieben leiblichen Kindern auch ein fester Teil von ihnen wird, mit in den Urlaub fährt und voll integriert ist. Seine Mutter besucht er immer weniger, nicht zuletzt auch wegen deren neuen Partners, der trinkt und Alem schlägt. Alem lebt zwischen zwei Welten, einerseits die behütete Umgebung bei seiner Pflegefamilie, die jedoch durch zunehmend nationalistische Tendenzen seines Pflegevaters getrübt wird, andererseits die Zeit bei seiner Mutter, teils auch bei Besuchen in Kroatien, wo er einerseits deren einfaches Leben, aber auch den sich anbahnenden Krieg.
Das Buch ist eine beeindruckende Geschichte über Herkunft, das Aufwachsen gegen alle Widrigkeiten und das Finden des eigenen Weges. Die Sprache, obwohl sie eigentlich sachlich und wenig emotional ist, reißt einen mit. Alems Lebensgeschichte wird nie wertend erzählt, immer sachlich schildernd und hat mich wohl auch gerade deswegen tief berührt und lässt mich nachdenklich zurück - beeindruckt von Alems Entwicklung und der Fähigkeit, seinen Weg zu finden und zu verfolgen.
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Käufer-Bewertung: Karenina
Alem Grabovac erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Und es ist in der Tat keine leichte Kost. Im sachlichen Ton, schildert er, was er als Kind zweier Gastarbeiter alles erlebt. Gewalt, Rassismus, aufwachsen in einer Pflegefamilie. Und nebenbei bricht in der Heimat seiner Eltern der Krieg aus. Seine Geschichte berührt. Dabei hat man das Gefühl, dass er so sachlich wie möglich schildert, was ihm passiert ist. Er schreibt durchaus von seinen Gefühlen, aber auch aus der Perspektive des Zurückblickenden. Dabei finde ich es bewundernswert wie differenziert er die Menschen in seinem Leben betrachtet. Wie auch sie ein Resultat ihres Umfelds, ihrer Familie, ihrer Zeit sind.
Immer wieder zeigt es auch, wie prägend unsere Kindheit ist. Wie wir durch unser Umfeld die Welt kennenlernen. Es erleichtert geradezu, dass er neben all den schlimmen Erfahrungen auch viel Liebe erfahren hat.
Das Buch macht betroffen. Und erinnert einen an die Schicksäle so vieler Menschen. Auch heute noch.
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Käufer-Bewertung: Der Blaue Mond
Man wird Zeuge einer Kindheit, die extrem ist. Alem Grabovac schildert zunächst aus der Perspektive seiner Mutter, die als Gastarbeiterin von Kroation nach Deutschland kam, die Umstände seiner Ankunft im Leben. Danach erzählt er selbst aus seiner Sicht seine Kindheitsjahre.
Er schreibt ziemlich sachlich und nüchtern. Es kommt mir wie eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit vor. Alem wird schon sechs Wochen nach seiner Geburt zu einer deutschen Pflegefamilie gegeben, anders ist es nicht möglich. An den Wochenenden ist er bei seiner richtigen Mutter. Die verschiedenen Welten werden extrem. Sein leiblicher Vater landet im Gefängnis, sein Pflegevater entpuppt sich als Nazi und sein neuer Stiefvater verprügelt im Suff gerne mal jeden, der es seiner Meinung nach im Moment verdient hat.
Das ist alles andere als eine einfache Kindheit. Trotzdem boxt er sich da durch. Alles in allem sehr eindrucksvoll und persönlich!
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Käufer-Bewertung: yellowdog
Erzählt wird die Geschichte von Alem, der in Deutschland als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers geboren wird.
Am Anfang wird in starken Passagen geschildert, wie die Mutter Smilja aus einem armen Dorf nach Deutschland kommt und dort Emir kennenlernt, heiratet und ein Kind bekommt. Aber Emir ist ein Dieb und Säufer und schon bald kommt es zur Trennung.
Erst als Erwachsener erfährt Alem von seinem Vater, der bereits gestorben ist und besucht sein Grab in Serbien.
Dann schwenkt das Buch zurück in Alems Kindheit und Jugend. Er wächst bei Pflegeeltern auf. Alem ist hin und hergerissen zwischen seiner Mutter und deren
gewalttätigen Freund und seinen Pflegeeltern.
Viele Elemente dieser Zeit, der frühen Achtziger werden gezeigt, so dass man sich gut einfühlen konnte.
Ab und zu ist Alem auch in der ehemaligen Heimat seiner Mutter in Kroatien und besucht seine Verwandten, aber 1991 beginnt der Krieg in Jugoslawien und es kommt zu Vertreibungen.
Der Roman zeichnet sich durch einen eigenständigen Ton aus, der den Leser ans Buch fesselt. Der Ton ist nüchtern und klar, was ich sehr schätze. Und das Buch ist offensichtlich autobiografisch, was die Intensität noch verstärkt.
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Käufer-Bewertung: begine
Alem Grabovac erzählt in seinem Roman
„Das achte Kind“ von seiner Kindheit als Gastarbeiterkind.
Es beginnt mit Smilja, die in einer armen Familie in einem Dorf in Jugoslawien lebt.
Als sie erwachsen wird kann sie als Gastarbeiterin bei einer Schokoladenfabrik in Deutschland arbeiten.
Als sie schwanger wird, heiratet sie, aber der Vater ist unzuverlässig. So gibt sie Alem schweren Herzems zu einer Pflegefamilie. Jedes Wochenende holt sie ihn zu sich.
Für die Pflegefamilie ist er das achte Kind. Er wird von ihnen geliebt und akzeptiert.
Der Pflegevater ist ein alter Nazi, der im 2. Weltkrieg kämpfte. Sein Vater verschwindet.
In den großen Ferien fahren er und Smilja zu ihren Eltern. Sein Großvater hat als Partisan gegen die Deutschen gekämpft. So erfährt Alem alle Seiten kennen.
Smilja hat kein gutes Händchen mit ihren Männern. Dieser ist ein Trinker und Schläger.
Der Autor versteht es gut, uns Leser gefangen zu nehmen. So erleben wir auch wie sich Jugoslawien spaltet. Plötzlich sind Serben und Kroaten Feinde.
Der Sprachstil ist flüssig und direkt.
Der Roman ist beeindruckend.
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Käufer-Bewertung: miss.mesmerized
Ihre Kindheit in dem kroatischen Dorf war von Entbehrung geprägt, nur einen einzigen Raum hatte die Familie und oft nicht genug, um zu Essen. Smilja hat sich geschworen, jede sich bietende Chance zu nutzen, um den Elend zu entfliehen und kommt so als junge Frau als Gastarbeiterin einer Schokoladenfabrik nach Deutschland. Ihr Mann Emir ist launisch und faul und ein Ganove dazu, als sie schwanger wird, ist ihr klar, dass sie sich alleine um das Kind wird kümmern müssen, was nur schwer mit der Arbeit vereinbar sein würde. Eine Kollegin erzählt ihr von dem Arrangement für ihre Tochter: unter der Woche wächst das Kind bei Marianne und Robert auf, am Wochenende ist sie bei ihr. So kommt Alem schon nach sechs Wochen in eine deutsche Pflegefamilie, die so ganz anders ist als seine eigene. Nach dem plötzlichen Verschwinden Emirs findet die Mutter einen neuen Freund, der jedoch gewalttätig und permanent besoffen ist und mit dem sie in Frankfurt in prekären Verhältnissen haust. Alem dagegen ist in der deutschen Großfamilie als achtes Kind aufgenommen worden und erlebt die typische deutsche Kleinstadt Kindheit der 70er und 80er Jahre. Beide Leben sind unvereinbar, aber gleichermaßen Bestandteil seines Alltags.
Alem Grabovacs Roman kommt als Fiktion daher, erzählt allerdings seine eigene Lebensgeschichte, die jedoch alles andere als die typische Migrationsgeschichte ist. Er ist in beiden Kulturen aufgewachsen, hat Ausländerfeindlichkeit erlebt und ebenso das kleinbürgerliche Leben der schwäbischen Provinz – inklusive Holocaust-Verleugnung und heimlicher Nazi Verehrung. Kaum jemand wird so tiefen Einblick in die Lebenssituationen haben wie er; Leben, die im selben Land stattfinden, aber genauso gut auf unterschiedlichen Planeten angesiedelt sein könnten.
Interessant ist zunächst Smilja, deren Kindheit in den 50er Jahren wenig Anlass zur Freude bietet, sie aber zu einer entschlossenen und durchaus mutigen Frau macht. Alleine ins Ausland zu gehen, um das Glück zu suchen, erfordert Mut, doch bei der Wahl ihrer Männer hat sie kein Händchen. Sie wird benutzt, beraubt, verprügelt und kann sich selbst jedoch aus dem Elend nicht befreien. Allerdings ist sie bezogen auf ihren Sohn bedingungslos und stellt ihre Gefühle hinten an, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Diese bieten die Pflegeeltern, Alem mangelt es an nichts, auch die Zuneigung ist durchaus jene, die auch die leiblichen Kinder erfahren. Knackpunkt jedoch ist die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und der eigenen Vergangenheit. Roberts eindeutig rechte politische Gesinnung war sicherlich zu jener Zeit kein Einzelfall und hinter verschlossenen Türen – wie auch hier – wurde so manche nicht-salonfähige Parole geäußert.
Mit Ausbruch des Jugoslawienkriegs wird die Frage nach der kulturellen Zugehörigkeit nochmals komplizierter. Kroatische Mutter, bosnischer Vater, aufgewachsen in einer deutschen Familie. An Grabovacs vielseitigen Familienangehörigen, inklusive angeheiratetem mexikanisch-amerikanischen Soldaten, zeigt sich, dass dieses Konzept vielleicht auch schlicht überholt ist und schon lange nicht mehr zu einer mobilen Welt mit Migration in allerlei Richtungen und Familiengründungen in allen Farben und Formen mehr passt. Begriffe wie Heimat werden so flexibel, ergänzt um Wahlheimaten und mehr an Personen denn an Örtlichkeiten festgemacht. Ebenso lassen sich Neuankömmlinge nicht mehr
Facettenreich und mit viel Wiedererkennungswert, wenn man die Kindheit zur gleichen Zeit erlebte und dennoch öffnet der Autor auch Türen zu einer anderen Welt. Erzählerisch unterhaltsam und zugleich zum Denken anregend – vielleicht hilft der Blick zurück in die Vergangenheit, um in der Zukunft etwas anders zu machen, um das Nebeneinander etwas mehr Miteinander werden zu lassen.
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Alem Grabovac, 1974 in Würzburg geboren. Mutter Kroatin. Vater Bosnier. Er hat in München, London und Berlin Soziologie, Politologie und Psychologie studiert und lebt mit seiner Familie in Berlin. Als freier Autor schreibt er unter anderem für Die Zeit, Welt, taz
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3446267961 |
10-stellige ISBN | 3446267964 |
Verlag | hanserblau |
Imprint | hanserblau |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 25. Januar 2021 |
Seitenzahl | 256 |
Format (L×B×H) | 20,8cm × 13,2cm × 3,0cm |
Gewicht | 365g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
Mehrwertsteuer | 7% (im angegebenen Preis enthalten) |
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Helmut L.
Nie wieder bei den Ausbeutern von A... bestellen! Yeah! Ihr seid die Besten :-)
Marcella von der W. aus Berlin
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Stefan A.
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Martina K.