"Abbas Khider schreibt mit einer einzigartigen Mischung aus Gedankentiefe, genauer Beobachtung und Leichtigkeit." ARD ttt
Said Al-Wahid hat seinen Reisepass überall dabei, auch wenn er in Berlin-Neukölln nur in den Supermarkt geht. Als er eines Tages die Nachricht erhält, seine Mutter liege im Sterben, reist er zum ersten Mal seit Jahren in das Land seiner Herkunft. Je näher er seiner in Bagdad verbliebenen Familie kommt, desto tiefer gehen die Erinnerungen zurück, an die Jahre des Ankommens in Deutschland, an die monatelange Flucht und schließlich an die Kindheit im Irak. Welche Erinnerungen fehlen, welche sind erfunden und welche verfälscht? Said weiß es nicht. Es ist seine Rettung bis heute. Eine Lebensgeschichte von enormer Wucht. In diesem bewegenden und poetischen Roman liegt der Klang eines ganzen Lebens.
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Käufer-Bewertung: Dr. Aysegül Altun
Ein interssanter Titel und dazu viele postive Kritik, obendrauf "Spiegel Bestseller-Autor"... ich habe mich sehr auf die Lektüre gefreut und musste nach den ersten Seiten feststellen, dass das Buch weder literarisch, noch vom Inhalt her "gut" ist. Der Autor selbst sagt in Interviews an anderer Stelle, dass nicht alles, was der Protagonist erzählt, erlebt zu haben, der Realität entspricht, dass muss ein Roman auch gar nicht. Aber das eine oder andere, das auf Erfahrungen zu basieren scheint, oder zumindest den Eindruck erweckt und laute Kritik an Deutschland, seiner staatlichen Apparate und der deutschen Gesellschaft übt, was ja erlaubt ist, sollte vielleicht auch mal an die Möglichkeiten, die dieses Land als Staat und auch als Gesellschaft bietet, erwähnen. Das Herkunftsland ist voller Ungerechtigkeiten, Gewalt, Leid und Elend. Das selbst gewählte Zufluchtsland ist mindestens ausgrenzend, ungerecht und voller Vorurteile, so dass "Ausländer" täglich mit der Angst leben müssen, irgendwo unverschuldet in Schwierigkeiten zu geraten... Natürlich ist es in einem fremden Land, in dem man auch sofort als anders auffällt nicht leicht, aber wo ist es das schon? So funktionieren wir Menschen und unsere erschaffene Welt nun mal nicht. Muss man sich deshalb immer und überall benachteiligt und diskrimiert fühlen? Ich hatte gehofft, dass die Larmojanz im künstelrischen Schaffen von Migrantinnen und Migranten komplett überwunden sei. Doch ich sehe, dass dieses Gefühl nicht nur noch da ist, sondern auch noch auf breiter Ebene beschützer Instikte weckt. Anders kann ich mir die lobenden Worte über das Buch nicht erklären. Khider hätte so richtig was aus dem Stoff machen können, schade!
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Käufer-Bewertung: Kunde
Sehr berührend
Said Al-Wahid ist in Deutschland angekommen. Die Flucht aus dem Irak hat er geschafft. Inzwischen hat er eine Frau und einen Sohn. Eines Tages bekommt er die Nachricht von seinem Bruder, dass seine Mutter im Sterben liegt. Schnellstmöglich will Said nach Bagdad reisen, um sich von seiner Mutter zu verabschieden.
Dieser Roman hat mich sehr berührt. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm und poetisch. Die Handlung wird in der Perpektive von Said Al-Wahid erzählt. Ich empfand Said sehr authentisch und konnte mich sehr in ihn reinversetzen, was er alles durchmachen musste. Das hat mich sehr ergriffen. Den Titel des Buches finde ich sehr gelungen. Said erinnert sich an die Vergangenheit. Dabei verwischt seine Erinnerung sehr stark, so dass er nicht mehr sagen kann, welche real oder fiktiv ist. Der Autor Abbas Khider kommt aus Bagdad. Er ist ebenfalls aus dem Irak geflohen und lebt jetzt in Deutschland. Anscheinend hat der Autor in diesem Buch seine Lebensgeschichte verarbeitet.
Sehr berührender und bewegender Roman, der sehr poetisch erzählt ist.
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Käufer-Bewertung: Bücherfreundin85
Abbas Khider erzählt in seinem neuen, vom Hanser-Verlag veröffentlichten Roman die Geschichte von Said Al-Wahid. Seit fast zwei Jahren ist Said Schriftsteller, er hat an einer literarischen Podiumsdiskussion in Mainz teilgenommen und befindet sich auf der Heimreise nach Berlin zu seiner Frau Monica und seinem Sohn Ilias. Während der Zugfahrt bekommt er einen Anruf seines Bruders Hakim aus dem Irak, der ihm mitteilt, dass die Mutter im Krankenhaus liegt und wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird. Said macht sich spontan auf den Weg zum Frankfurter Flughafen und nimmt die nächste Maschine nach Bagdad.
Auf seiner Reise in die alte Heimat erinnert sich Said an sein bisheriges Leben.
Als junger Mann floh er vor dem Terrorregime des Irak. Es dauerte Jahre, bis er auf Umwegen endlich in Deutschland ankam. Aber auch dort war es nicht einfach für ihn, der Bürokratismus war eine ständige Herausforderung, die ersehnte Einbürgerung ein mühsamer, sich über Jahre hinziehender Prozess. Seitdem führt er seinen Reisepass, für den er so lange kämpfen musste, ständig mit sich.
Als er mit dem Schreiben beginnt und seine eigene, wahre Geschichte niederschreiben möchte, stellt er fest, dass seine Erinnerungen unvollständig sind. Ein großer Teil ist durch ein Loch im Gedächtnis verloren gegangen, einfach verschwunden. Er muss seine Gedächtnislücken schließen, neu erfinden, bezeichnet sich selbst als einen Erinnerungsfälscher, der die Lücken mit fiktiven Inhalten füllt.
Der in wunderschönem Sprachstil geschriebene Roman über Said hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Es ist die Geschichte eines Mannes, der seinen eigenen Erinnerungen nicht traut, aber auch eine unter die Haut gehende Geschichte über die Probleme in der neuen Heimat Deutschland, über Vorurteile, wiederkehrende Demütigungen und Schikanen.
Ich kann diesen großartigen Roman nur empfehlen - von mir wohlverdiente 5 Sterne!
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Käufer-Bewertung: Bookwood
„Der Erinnerungsfälscher“ von Abbas Khider hat mich eigentlich von der Thematik und von der Gestaltung her sehr angesprochen. Erzählt wird die Geschichte von Said Al-Wahid, der in Bagdad aufgewachsen ist und nach einer Odyssee durch verschiedene Länder mittlerweile in Deutschland in Berlin-Neukölln wohnt. Die traumatisierenden Erlebnisse seiner Flucht hat er mehr oder minder erfolgreich verdrängt. Wirklichkeit und Traumwelt verschwimmen in seinen Erinnerungen. Als seine Mutter, die damals mit seiner übrigen Familie im Irak zurückblieb, im Sterben liegt und sein Bruder ihn bittet zu kommen, tritt er eine schmerzliche Reise in die Vergangenheit an.
Abbas Khider ist zweifelsohne ein exzellenter Erzähler, dessen Geschichte man gut lesen kann. Leider kratzt er mit seinem Buch für mich nur sehr an der Oberfläche dessen, was zu dem Thema zu erzählen wäre. Normalerweise hat man mit Romanen öfter das Problem, dass sie zu lang sind und über Seiten die Story nicht wirklich bereichernd voranbringen. Bei diesem Buch hatte ich das Gefühl, dass es eigentlich viel zu kurz war. Ich hätte gern noch mehr erfahren über Saids Kindheit und Jugend. Auch seine Familie, sowohl die in Deutschland als auch die in Bagdad werden nur skizzenhaft gezeichnet. Vielleicht soll das aber auch nur vermitteln, wie unklar seine Erinnerungen und Gedanken sind.
So kann ich aber für mich nur sagen, dass die Lektüre des Romans doch etwas enttäuschend war. Vielleicht probiere ich es noch einmal mit einem anderen Werk des Autors, denn seine Erzählerfähigkeit hat mich schon beeindruckt.
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Käufer-Bewertung: LindaRabbit
„Es ist kein Verlass auf die Erinnerung, und dennoch gibt es keine Wirklichkeit außer der, die wir im Gedächtnis tragen“,
Klaus Mann, ‚In meinem Elternhaus‘
Said Al-Wahid flüchtet aus dem Irak (der Saddam-Diktatur), er kommt nach Berlin und hat mit einer Deutschen den gemeinsamen Sohn Ilias. So weit - so gut! In Berlin braucht er keine Geheimpolizei zu befürchten, die ihn foltert; nur die Paragraphen und deren Staatsdienenden, die ihn danach befragen, ob er denn die Erlaubnis hat sich in diesem Land aufzuhalten. Doch immer gibt es auch diejenigen, die - für viel Geld (Anwaltskanzlei) oder der Berechtigung eine NGO zu sein - ihm helfen. Denn so, wie in jedem anderen Land der Welt, wird überprüft, wer er ist und warum er hier ist.
Nach seiner Staatsbürgerschaft befragt, sagt er: „Wer in den Irak geht, ist verloren, wer rausgeht, wird neu geboren. Haben Sie in den letzten Jahren die Nachrichten nicht gesehen? Ich kehre nicht freiwillig dorthin zurück.“ Er bekommt den Aufenthaltstitel.
Doch er verkriecht sich in seiner Wohnung (Sofafurzer nennt ihn Monica, die Mutter von Ilias); sie kommt aus einer anderen Realität und versteht nicht, dass es Menschen gibt, die ihre Wohnungen nicht verlassen, weil sie sich dort geschützt fühlen. In einem Kokon der Erinnerungen stecken, und,„das Erinnern war eine Last, eine harte innerliche Arbeit“ (S. 46). Said muss sich seine Erinnerungen erfinden.
Doch Bagdad holt ihn ein, er muss zurück (in das Land, was sein Herkunftsland ist und was er fürchtet), seine Mutter liegt im Sterben. Er berichtet von seinen Grenzübergängen, wie er den Irak verließ, wie er zitterte. Er berichtet von einer heimlichen Fahrt nach Bagdad (denn mit seinem Flüchtlingsausweis durfte er ja nicht in den Irak einreisen), dort angekommen stellte er fest, dass es in Berlin doch besser ist als in Bagdad, der zerstörte Irak schlitterte in einen Bürgerkrieg. Und er kehrte wieder zurück in die „erträglichere Fremde“. Und jetzt kann er einfach über Doha nach Bagdad fliegen, in einem fast leeren Flugzeug.
Abbas Khider verarbeitet in seinen Romanen seine Erinnerungen an seine Heimat Irak, die Dramen um sein Herkunftsland, seiner Flucht und seine Ankünfte in anderen Ländern bis zu seiner neuen Heimat in Berlin. Er liest im Internet, dass es Erinnerungsverfälschungen gibt (vermutlich haben damit sehr, sehr viele Menschen zu tun, die sich nicht an ihre Jugend und der Dramatik damals erinnern wollen). Denn wer hatte schon eine glückliche Jugend? So wie Frank McCourt (Die Asche meiner Mutter) sagt: „Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit, eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum“. Für den Autor ist das (erfundene) Erinnern und das darüber schreiben das Heilsame.
Der Autor hat es geschafft, sich innerhalb kurzer Zeit in einer anderen Sprache als seiner Muttersprache gut zu etablieren und ein erfolgreicher Autor zu werden.
Das Umschlagsbild ist ziemlich auffällig, orange; mittig ein Vogel, der mit großen Schwingen fliegt, unter ihm – und das ist das Interessante – sein Schatten, der auf den Vogel zufliegt. Fliegen ihm die Erinnerungen wieder zu?
Abbas Khider, ‚Der Erinnerungsfälscher‘, Verlag Hanser, 2022; es gibt weitere lesenswerte Romane von ihm, z.B.Brief in die Auberginenrepublik‘.
Ich denke an meinen Großvater, der seine Heimat 1925 verließ, seinen Namen aufgab und nie mehr wieder in seinen Herkunftsort zurückkehren konnte und auch nur einen seiner Brüder nach 30 Jahren wiedertraf.
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Käufer-Bewertung: Klaraelisa
Said Al-Wahid lebt schon lange in Deutschland, ist mit der Deutschen Monica verheiratet und hat mit ihr den Sohn Ilias. Eines Tages erfährt er durch einen Anruf seines Bruders Hakim, dass seine Mutter nicht mehr lange zu leben hat. Da er sie noch einmal sehen will, macht er sich auf den Weg nach Bagdad. Unterwegs erinnert er sich an seine Kindheit im Irak, seine Flucht und die erste schwierige Zeit in Deutschland. Er hat immer seine Geschichte aufschreiben wollen, scheitert aber an den großen Erinnerungslücken. Er vergisst nämlich nicht nur einzelne Namen und Daten, er kann auch nicht unterscheiden, ob sich das, woran er sich erinnert, wirklich ereignet hat oder nicht. Dieser Verlust von Erinnerungen dient auch dem Selbstschutz. Sonst könnten die alten Wunden niemals heilen. Wenn er dieses Buch eines Tages schreibt, muss er sehr kreativ werden und beträchtliche Teile selbst erfinden.
Nach seiner Flucht aus dem Irak braucht er Jahre, bis er in Deutschland ankommt, und dann wird es auch nicht leichter. Nicht nur, dass er wegen seines fremden Aussehens auffällig oft von der Polizei kontrolliert wird, über sein Leben bestimmen Gesetze: „die befristete und die unbefristete Aufenthaltserlaubnis, die Abschiebungsandrohungen, das Widerrufsverfahren, die Duldung, die Einbürgerung.“ (S. 19) Nicht einmal eine Geburtsurkunde für seinen Sohn wird ihm ohne weiteres ausgestellt. Da sind erst einmal Saids „derzeitige staatsangehörigkeitsrechtliche Verhältnisse zu beurteilen.“ (S. 22)
Nach der Lektüre von Khiders in Anlehnung an die eigene Geschichte geschriebenem Roman müsste eigentlich auch der Letzte wissen, dass Flüchtlinge nicht ohne Not ihre Heimat verlassen, um sich in Deutschland ein schönes Leben zu machen. “Der Erinnerungsfälscher“ beeindruckt und erzeugt hoffentlich viel Empathie. Sehr empfehlenswert.
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Käufer-Bewertung: schneespur
Abbas Khider's „Der Erinnerungsfälscher“ beginnt mit einem Anruf: der Bruder bittet Said Al-Wahid nach Bagdad ins Krankenhaus zu kommen, da es ihrer Mutter sehr schlecht geht. Said macht sich sofort auf den Weg – seinen Reisepass hat er immer dabei. Während seiner Reise erinnert sich Said etappenweise und antichronologisch an seine Lebensgeschichte zurück: an den langen Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft, sein Ankommen als Flüchtling in Deutschland und seine Zeit auf der Flucht. Doch sind es wirklich seine eigenen Erinnerungen?
Sprachlich ist der Roman zu einem großen Teil nüchtern abgefasst, wird aber regelmäßig durch eine blühende Metaphorik aufgefrischt, wodurch der Roman sehr angenehm zu lesen ist. Man kann den Roman als eine Kritik am deutschen Asylsystem lesen, aber auch als Versuch eines Menschen, seinen früheren Zustand als Flüchtender zu begreifen. Der Roman legt nahe, dass durch die erlebten Strapazen und Traumata während der Flucht und dem Krieg in der Erinnerung einiges verschüttet wurde. Der Protagonist nutzt dies zu seinem Vorteil, in dem er Romane verfasst.
Leider waren nicht nur Saids Erinnerungen manchmal verschwommen oder schlicht nicht da, sondern auch als Leser hatte ich den Eindruck, dass der Roman etwas unvollständig ist. Seine familiäre Situation wird eher am Rande beschrieben, viele Stationen seiner Flucht und Einbürgerung sind sehr knapp gehalten, insbesondere auch Saids Gefühlswelt. Nun passt das sicherlich zum Thema des „Erinnerungsfälschens“ oder – fehlens, aber für mich wirkte der Roman dadurch nicht abgerundet. Durch den Titel hatte ich stets die Erwartung, dass noch ein Clou bzgl. des „Fälschens“ von Erinnerungen kommt. Tatsächlich werden aber keine Erinnerungen aktiv gefälscht, so dass ich den Titel als irreführend empfinde. Ich hätte es auch bevorzugt, wenn die Geschichte als Erzählung und nicht als Roman deklariert wäre. So hatte ich leider Erwartungen an die Geschichte, die nicht erfüllt wurden.
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Käufer-Bewertung: yellowdog
Man erfährt in diesem relativ kurzen, aber intensiven Roman viel vom Leben eines Flüchtlings in Deutschland. Obwohl er sich schnell in Deutschland einlebte, gibt es viele bürokratische Hürden, die Said aber bewältigt.
Dann eines Tages als Said schon verheiratet und junger Vater ist, liegt seine alte Mutter im Irak im sterben. Said reist in seine alte Heimat. Dabei kommen ihm die Erinnerungen an die Vergangenheit und seine Flucht.
Am Ende stehen die Passagen im Irak bei seiner Familie, die beeindruckend sind, aber auch Saids Entfremdung zeigen.
Obwohl das Buch ein wenig an Khiders früheren Roman Die Ohrfeige erinnert, hat er einen ganz anderen Ton und verzichtet auf parodistische Momente.
Der Deutsch-Iraker Abbas Khider ist für mich einer der interessantesten Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur. Der Erinnerungsfälscher ist ein guter Roman,auch wenn er ruhig etwas länger hätte sein dürfen.
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Käufer-Bewertung: brauneye29
Zum Inhalt:
Als irakischer Flüchtling hat sich Said mittlerweile total integriert. Er lernt die Sprache, macht eine Ausbildung, arbeitet und zahlt Steuern. Doch plötzlich soll er abgeschoben werden. Durch die Hilfe eines Anwaltes gelingt es ihm eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Als seine Mutter im Sterben liegt beginnt er sich an die Vergangenheit zu erinnern. Aber was ist an unseren Erinnerungen eigentlich wirklich wahr?
Meine Meinung:
Das war mal ein ungewöhnliches Buch. Klar, ist ist Fiktion aber sicher werden eigene Erfahrungen des Autors mit verarbeitet. Ich fand vor allem diese Zerrissenheit äußerst interessant und egal in welchem Land sich Said aufhält, er ist immer der Fremde. Und das ist mit Sicherheit genau so für viele Flüchtlinge Realität und schwierig im Umgang. Das Buch war recht und auch kurzweilig.
Fazit:
Beeindruckend
Käufer-Bewertung: DaniE
Said kommt als irakischer Flüchtlinge nach Deutschland und integriert sich: er lernt die Sprache, macht eine Ausbildung, arbeitet und zahlt Steuern. Doch die deutsche Bürokratie macht es ihm schwer! Man will ihn abschieben, er schafft es, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Erschafft angebaggert zu werden, wird Vater, die Behörden leiten eine Überprüfung seiner Aufenthaltsstatus ein.
Das Adresse hat Said seinen Pass immer bei sich. Und der Moment, in dem er ihn braucht, kommt nur zu bald, als seine Mutter im Sterben liegt. Said erinnert sich ab seine Kindheit, seine Eltern, Großeltern, die Zeit der Flucht. Und doch erinnert er sich auch wieder nicht - nicht richtig, nicht vollständig.
Das Buch ist super geschrieben! Sprachlich sehr ansprechend, inhaltlich sehr mitreißend. Auch das Cover finde ich wirklich gut gelungen.
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Käufer-Bewertung: begine
Der in Bagdad geborene Schriftsteller Abbas Khider lebt heute in Deutschland. Seit ich Die Orangen des Präsidenten von ihm gelesen habe, gehört er zu meinen Favoriten.
Der neue Roman „Der Erinnerungsfälscher“ zeigt die Erlebnisse und Erinnerungen des Said Al-Vahid. Er lebt schon 10 Jahre in Deutschland, als er einen Anruf seines Bruders bekommt. Ihre Mutter liegt im Sterben und Said fliegt spontan nach Bagdad. Auf der Reise erfahren wir von seiner Flucht und seiner Einbürgerung.
Said ist Schriftsteller und fragt sich, warum er vieles vergessen hat. So sind einige Erinnerung nicht unbedingt so geschehen.
Da der Autor eine ähnliche Vita hat und im gleichen Alter ist, vermute ich mal, das viele eigene Erlebnisse beschrieben wurden. Sein Schreibstil ist fesselnd. Es ist interessant die Gefühle eines Flüchtlings zu lesen. So lernt man einiges dazu.
Den Roman ist unbedingt empfehlenswert.
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Käufer-Bewertung: cosmea
Der gebürtige Iraker Said Al-Wahid hat vor vielen Jahren den Irak verlassen und in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Er ist mit einer Deutschen verheiratet und hat mit ihr einen kleinen Sohn. Said will gerade von einer Podiumsdiskussion in Mainz nach Berlin zurückkehren, als er durch einen Anruf seines Bruders Hakim erfährt, dass seine Mutter im Sterben liegt. Sofort organisiert er seine Reise nach Bagdad, weil er sie noch einmal sehen will. Während er auf Zug- und Flugverbindungen wartet, erinnert er sich an die Etappen seiner Flucht aus dem Irak: nach Jordanien, durch Ägypten nach Libyen und schließlich München und Berlin. Er erinnert sich an die schier unüberwindlichen bürokratischen Hürden und die Götter in den deutschen Dienststellen, die über sein weiteres Schicksal entschieden. Über einen langen Zeitraum drohte ihm ein „grenzüberschreitender Fußtritt eines Polizisten“ (S. 9). Said erinnert sich auch an sein Leben im Irak, seine Kindheit und die Mitglieder seiner Familie, die ums Leben kamen. Er wollte seine Geschichte schon längst aufschreiben, hat aber inzwischen festgestellt, dass es große Erinnerungslücken gibt, die er mit erfundenen Geschichten füllen muss und er kann oft nicht sagen, welche Erinnerungen wahr sind und welche nicht. Immer wieder erlebt er peinliche Momente, wenn Freunde und Bekannte die Vergangenheit beschwören mit der Frage „Weißt du noch…?“ Er will nicht zugeben, dass er an einer schwerwiegenden Gedächtnisstörung leidet.
Khiders neuer Roman berührt ebenso wie die mir bekannten Vorgänger „Der falsche Inder“ und „Die Orangen des Präsidenten“. Im neuen Buch kann der Leser sich in die Situation von Flüchtlingen versetzen, die, kaum dass sie Folter und Tod entronnen sind, jahrelang deutscher Behördenwillkür ausgesetzt sind. Ein schmales, aber eindrucksvolles Bändchen.
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Käufer-Bewertung: Dr. Tobias Kallfell
Auf dem Weg zurück von einer Podiumsdiskussion in Mainz erfährt Said Al-Wahid, dass seine Mutter im Sterben liegt. Er entschließt sich mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen zu fahren und den nächsten Flug nach Bagdad zu nehmen. Auf der Reise in seine alte Heimat, dem Irak, erinnert sich Said an verschiedene Begebenheiten aus seinem Leben, die ihn geprägt haben. Davon erzählt Abbas Khider in seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher“, durchaus mit trockenem Humor, und es wird deutlich, dass Said Probleme hat, sich genau zu erinnern. Er leidet unter Gedächtnisstörungen, vermutlich eine Form von Verdrängung als eine psychische Konsequenz des traumatischen Erlebten. So konstruiert er selbst die Zusammenhänge zwischen seinen unverbundenen Erinnerungsfetzen. Immer wieder kommt es zu „Assoziationsketten“, die ihn in die Vergangenheit führen. Dabei wird vor allem deutlich, was für einen schweren Weg Said hinter sich gebracht hat, bevor er in Deutschland sein privates Glück gefunden hat. Auch wird deutlich, dass Said eine ganz andere Lebenswelt kennen gelernt hat. Anhand der Schilderungen wird einem als Leser erst bewusst, wie gut es einem eigentlich in Deutschland geht, v.a. wenn man hier groß geworden ist, ohne schwerwiegendere traumatische Erfahrungen durchlebt zu haben. Gleichzeitig wird spürbar, dass Said sein eigenes Heimatland fremd geworden ist; in Bagdad angekommen, verspürt er keine Emotionen, sondern eine innere Leere. Auch das offene Ende des Romans, über das man noch lange nachdenkt, empfand ich als gelungen. Als besonderes Highlight, das mich zum Nachdenken anregte, habe ich den intertextuellen Bezug zur Novelle „Die Taube“ von Patrick Süskind wahrgenommen, in dem das Thema „Traumata“ ebenfalls eine Rolle spielt. Darin ist die Hauptfigur Jonathan Noel eine völlig verunsicherte Persönlichkeit mit Lebensangst. Vergleiche zu Said drängen sich förmlich auf. Und Abbas Khider wird nicht zufällig diesen Titel erwähnt haben, doch das Anstellen weiterer Reflexionen hierzu überlasse ich jedem einzelnen. Ich komme stattdessen zurück auf die bereits erwähnten „Assoziationsketten“ und auf die Frage, welche Erfahrungen Said genauer schildert:
[AB HIER SPOILERWARNUNG] Ausgehend von seinem deutschen Reisepass, den er aus Misstrauen den deutschen Behörden gegenüber immer bei sich trägt, erinnert sich Said beispielsweise an das sehr bürokratische Verfahren seiner Einbürgerung, das er mit allen damit in Zusammenhang stehenden unlogischen Regelungen genau beschreibt. Als Leser erhält man dabei einen sehr guten Einblick in bürokratische Absurditäten und kann nachempfinden, wie verunsichert man sich als Fremder in Deutschland fühlen mag, sobald man mit offiziellen Formalitäten konfrontiert wird. Auch erhalten wir einen Einblick in Saids Kindheit, seine Beziehung zu seiner Mutter, die so gut wie nie lachte, wird thematisiert. Wir erfahren, dass sein Vater als Landesverräter hingerichtet wurde und seine Familie mit Ausgrenzungserfahrungen zu kämpfen hatte. Seine Schwester starb bei einem Bombenattentat, wie wir später erfahren. Beim Anblick von Polizei rücken „Erinnerungsbrücken“ an Polizeikontrollen wieder in Saids Bewusstsein, er begegnete nicht nur Ressentiments von Seiten der Polizei, sondern erlebte auch Rassismus. Die Begegnung mit einem Nazi bei einem Kneipenbesuch wird ebenfalls geschildert. Weiterhin berichtet Said von Besuchen im Heimatland und davon, wie dieses Land im Chaos versinkt, weil bewaffnete Milizen die Kontrolle übernommen haben. Er beschreibt auch seine mehrjährige Fluchtroute, die ihn von der Stadt Amman in Jordanien, über Ägypten und Libyen bis nach Athen geführt hat. Nicht zuletzt bleibt auch das Thema der Religion natürlich nicht ausgespart. Said, der nicht religiös erzogen worden ist, macht klar, dass es zwischen den Arabern große Unterschiede gibt, was die Ausübung der religiösen Praxis angeht. Am Beispiel eines Mitschülers geht er dann auch darauf ein, dass Antisemitismus bei einzelnen Fanatikern ein großes Problem sein kann.
Letztlich kann das Schicksal von Said exemplarisch für das anderer Flüchtlinge in Deutschland stehen und das macht diesen Roman für mich so interessant. Man erhält einen Einblick in die Lebenswelt und in die Erfahrungen eines Flüchtlings aus dem Irak, und das aus der Feder eines Autors, der eine ähnliche Lebensgeschichte wie Said aufweist. Einige biographische Überschneidungen zwischen der fiktiven Figur Said und Abbas Khider gibt es nämlich. Und hier stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, wie autobiographisch geprägt der vorliegende Roman eigentlich ist. Das kann nur der Autor beantworten. Auf jeden Fall leistet der Roman einen Beitrag dazu, Empathie gegenüber Flüchtlingen entwickeln zu können.
Fazit: Ein Roman, der dem Leser/ der Leserin einen interessanten Einblick in die Biographie und in die Gefühls- sowie Erlebniswelt eines irakischen Flüchtlings gibt, der zum Nachdenken anregen kann und der einen Beitrag dazu leistet, Empathie gegenüber Flüchtlingen zu entwickeln bzw. beizubehalten.
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Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman "Der falsche Inder", es folgten die Romane "Die Orangen des Präsidenten" (2011) und "Brief in die Auberginenrepublik" (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Bei Hanser erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016), Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019), Palast der Miserablen (Roman, 2020) und Der Erinnerungsfälscher (Roman, 2022).
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3446272743 |
10-stellige ISBN | 3446272747 |
Verlag | Hanser, Carl GmbH + Co. |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 24. Januar 2022 |
Seitenzahl | 125 |
Format (L×B×H) | 20,5cm × 12,8cm × 1,8cm |
Gewicht | 228g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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C. A.
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Birgit H. aus Troisdorf
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Stefan A.
Sie und Ihr Team zeigen mit Ihrem Engagement, dass es Sinn macht, über den Tellerrand der reinen Ökonomie hinaus zu schauen.
Ich wünsche Ihnen viele treue Kunden und ein unüberhörbares Echo in der Medienwelt.
Heinz-Ulrich P. aus Aurich