Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber mag er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt er, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet - und wie man auch in rauen Zeiten das Beste aus sich macht.
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Käufer-Bewertung: Lesendes Federvieh
Es gibt manche Geschichten, bei den sich während des Lesens bereits ein leiser Abschiedsschmerz einstellt, obwohl noch mehrere hundert Seiten übrig sind. "Der Halbbart" ist für mich eines jener seltenen Werke, das am liebsten nie enden sollte. Charles Lewinsky schildert darin nicht nur die ersten Schritte seines Protagonisten Sebi in Richtung Erwachsenwerden, sondern lässt eposartig ein ganzes mittelalterliches Dorf mitsamt seiner liebens- wie verachtenswerten Bewohner lebendig werden.
In 83 Kapiteln erzählt er ebenso viele Geschichten aus der Sichtweise des 13-jährigen Sebi, die allesamt zusammenfließen zu einem großartigen Epos, dessen Sogwirkung man sich nur schwerlich entziehen kann. Gerade durch die Einfachheit der Sprache, die mit Schweizer Dialekt gewürzt ist, ist die Erzählung in ihrer ungeschönten, kindlichen Direktheit überaus eindringlich. Das bedeutet jedoch auch, dass dem mittelalterlichen Setting entsprechende Folterszenen detailliert geschildert werden, wie beispielsweise die stundenlange brutale Hinrichtung Teobaldo Brusatis oder die unsterile Amputation eines Beins.
Besonders herausragend finde ich jedoch die scharfen Charakterzeichnungen, welche das Innerste einer Person erlebbar nach außen kehren und das mit außerordentlicher Prägnanz und Weisheit. Zum einen wäre das der liebenswürdige, gutherzige wie arglose Sebi, dessen Reifeprozess man mitsamt der Höhen und Tiefen lebhaft mitverfolgen kann, zum anderen der titelgebende Halbbart. Zu Beginn nimmt er die Rolle des Fremden im Dorfe ein, dessen von Brandmalen gezeichnetes Äußeres auf eine düstere Vergangenheit schließen lässt und ihn zugleich zum Einzelgänger macht. Stück für Stück lernt man nicht nur seine grausame Geschichte, sondern auch seine erstaunliche Klugheit kennen, die für zahlreiche wichtige Gedankenanstöße sorgt.
Herzerwärmend, teils brutal, aber stets mitreißend hat Charles Lewinsky mit "Der Halbbart" eine eposartige Erzählung vom Erwachsenwerden, Freundschaft und Familie sowie der Kunst des Geschichtenerzählens geschaffen, die trotz ihres mittelalterlichen Schauplatzes absolut zeitlos ist.
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Käufer-Bewertung: nil_liest
Es war einmal ein junger Mann namens Eusebius in einer fernen Zeit. Er lebte unweit des Benediktinerklosters Einsiedeln in der Schweiz und erzählte Geschichten.
So könnte man den Roman ‚Der Halbbart‘ von Charles Lewinsky sehr grob zusammenfassen, der es bis auf die Longliste des deutschen Buchpreises 2020 geschafft hat.
Das Werk von stolzen 677 Seiten, dass gedruckt wie Bibelpapier anmutet, umfasst 83 Kapitel. Man könnte sagen der Roman besteht aus 83 einzelnen Geschichten, die für sich fast alleine existieren könnten, aber als Summe aller Teile zu einem großen Gesamtmeisterwerk verschmelzen.
Sebi, so nennen Eusebius alle aus dem Dorf, ist der Ich-Erzähler des Romans und nimmt uns mit auf eine Reise durch seine Lebenswelt. Er erzählt Geschichte um Geschichte, wo natürlich der titelgebende Halbbart eine tragende Rolle spielt. Aber nicht nur von ihm erfahren wir viel, auch viele andere Personen tauchen auf, da sind die beiden Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, es folgen Priester, ein Schmied mit Tochter, das Teufels-Anneli und viele andere. Das Ganze spielt um 1300 und wird auch dialektisch mit Helvetismen durchmengt um ein zeitgetreues Kolorit zu gewinnen. In der Tat schafft Charles Lewinsky mit diesem Roman ein brillantes Werk, in dem er den Zeitgeist durch die erzählten Taten lebendig werden lässt sowie deren damalige Bewertung. Wenn eine Vergewaltigung die Schuld des Opfers ist und der Raub von Kirchenmobiliar als schlimmste aller Greultaten empfunden wird, ist die Moral und die Ehrfurcht eine andere als die heutige.
Charles Lewinsky ist ein großer Erzähler, der es nonchalant schafft uns auf eine fiktive Reise in die Vergangenheit mitzunehmen, die ich fast als echt empfunden habe. Da klappte ich das Buch zu und dachte: Ja, so muss es sich zugetragen haben. Wie der Roman auch endet: „Das war eine sehr schöne Geschichte, Eusebius. Man wird sie bestimmt noch lange erzählen, und irgendwann wird sie die Wahrheit sein.“ (S. 677)
Spannend ist auch die Art der Erzählung, zwar ist Sebi der Haupterzähler, aber im Grunde genommen sind in diesem Roman die Figuren das Beiwerk und die Geschichten der rote Faden.
Lasst euch darauf ein – euer Geist wird es euch danken!
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Käufer-Bewertung: liesmal
Das Buch „Der Halbbart“ von Charles Lewinsky, erschienen bei Diogenes, beginnt im Jahr 1313 in einem kleinen Dorf in der Talschaft Schwyz. Die Titelfigur, der Halbbart, ist ein Eigenbrötler, ein sonderbarer Fremder, der sich abseits des Dorfes einen Unterstand gebaut hat, seinen Lebensraum. Dort trifft ihn der Sebi, ein Junge, der mit seinen beiden älteren Brüdern im Dorf wohnt.
Das Cover zeigt einen Ausschnitt aus dem Bild „Die Kindheit“ von Ferdinand Hodler. Zu sehen ist ein kleiner Junge, der so aussieht, wie ich mir den Sebi vorstelle.
Der Sebi hört dem Halbbart gerne zu, ist sehr wissbegierig und liebt Geschichten. Der Halbbart erzählt nicht viel aus seinem eigenen Leben, doch es ist spürbar, dass er Schlimmes erlebt haben muss.
Der Einstieg ins Buch ist mir nicht ganz leichtgefallen, weil ich mich in einer ganz anderen Welt wiederfand. Der Autor hat mich nämlich direkt mitgenommen in ein fremdes Land und eine Zeit vor 700 Jahren. Der außergewöhnliche Schreibstil unter Verwendung vieler Helvetismen forderte zu Beginn hohe Konzentration beim Lesen, hatte aber bald einen ganz besonderen Charme. Lewinsky lässt den Sebi erzählen von seinen Erlebnissen – als Totengräber, im Kloster, vom Soldatenleben und von seiner großen Leidenschaft, Geschichten nicht nur zu hören, sondern auch selbst welche zu erfinden und zu erzählen. So wird dieses Buch mit seinen vielen kleinen Geschichten ganz großartig zu einer ganz großen Geschichte zusammengefasst. Dabei bringen nicht nur die historischen Ereignisse der damaligen Zeit, wie zum Beispiel der Marchenstreit, Spannung, sondern auch der Glaube an fremde Mächte, Teufel und Engel findet Raum und sorgt in so mancher Situation für Gänsehaut. Doch das Buch ist bei weitem nicht finster, sondern es bringt mich durch Sebis liebevolle Art immer wieder zum Lachen und bietet vor allem durch seine kleine Perpetua ganz besondere emotionale Momente.
Jedes der fast gleichmäßig langen Kapitel trägt eine Überschrift, die wie eine kleine Zusammenfassung zu lesen ist.
Für mich war „Der Halbbart“ mit seinen vielen ganz unterschiedlichen Charakteren ein ganz besonderes Leseerlebnis und ein großes Vergnügen. Von Herzen gern gebe ich meine Empfehlung für das Buch – das übrigens über viele, viele wunderbare Zitate verfügt, wie dieses Beispiel zeigt:
„Geschichten ausdenken ist wie lügen, aber auf eine schöne Art.“
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Käufer-Bewertung: yellowdog
Die Handlung von Der Halbbart ist im frühen 14.Jahrhundert angelegt und der Schweizer Schriftsteller Charles Lewinsky erzeugt auch sprachlich ein Gefühl für die Zeit.
Der Roman wird durch die Erzählperspektive geprägt.
Der Erzähler Sebi ist ein naiver Junge, der aber auch manchmal ganz klug und vernünftig sein kann.
Er ist fasziniert vom neuen Einwohner der Gegend, dem Halbbart. So wird ein kluger, welterfahrener Mann genannt, dem aufgrund von Brandwunden im Gesicht nur auf einer Gesichtshälfte ein Bart sprießt.
Für Sebi ist er ein Quell des Wissens. Erst nach einer Weile erfährt der Leser auch mehr vom Schicksal des Halbbarts.
Es ist ein umfangreicher Roman und die Ironie erinnert mich ganz leicht an Thomas Manns Joseph und seine Brüder. Auch Charles Lewinsky nutzt einen charismatischen Plauderton, allerdings sehr genau ausgeführt, um die Geschichte des Dorfes und seiner Einwohner, des Halbbarts und Sebis und seinen Brüdern zu erzählen.
Es ist amüsant, aber es gibt auch ernste Themen.
Und am Ende ist es auch eine Coming-of-Age-Geschichte, die Sebis Weg zeigt. Er taugt weder zum Soldat noch zum Mönch. Er ist kein mutiger Junge, aber wenn es darauf ankommt, ist er da und schließlich weiß er, was er will. Es ist eigentlich unmöglich diesen Protagonisten nicht zu mögen.
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Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, ist seit 1980 freier Schriftsteller. International berühmt wurde er mit seinem Roman Melnitz. Er gewann zahlreiche Preise, darunter den französischen Prix du meilleur livre étranger. Der Halbbart war nominiert für den Schweizer und den Deutschen Buchpreis. Sein Werk erscheint in 16 Sprachen. Charles Lewinsky lebt im Sommer in Vereux, Frankreich, und im Winter in Zürich.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3257071368 |
10-stellige ISBN | 3257071361 |
Verlag | Diogenes Verlag AG |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 26. August 2020 |
Seitenzahl | 688 |
Format (L×B×H) | 18,8cm × 12,1cm × 4,3cm |
Gewicht | 508g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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