Victor hat die Provinz hinter sich gelassen und ist zum Studium nach Paris gezogen. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, der Druck an der Uni ist hoch. Victor ist einsam und fühlt sich unsichtbar. Einzig mit Mathieu, einem Jungen aus dem Kurs unter ihm, raucht Victor hin und wieder eine Zigarette. Als Mathieu in den Tod springt, verändert sich für Victor alles. Plötzlich wird er, der einzige Freund des Opfers, sichtbar. Seine Kommilitonen interessieren sich plötzlich für ihn, und langsam entwickelt er zu Mathieus Vater eine Beziehung, wie er sie zu seinem eigenen Vater nie hatte. "Ein Winter in Paris" ist ein sensibles und zärtliches Buch über das, was uns Menschen zusammenhält.
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Käufer-Bewertung: Pedi
Der französische Autor Jean-Philippe Blondel, Jahrgang 1964, schreibt seit 2003 sehr schmale, ruhige und sehr persönliche Romane, von denen mittlerweile sechs auf Deutsch erschienen sind. Es sind Texte, die man gemeinhin als „typisch französisch“ bezeichnet. Dies und vielleicht auch die Tatsache, dass sie hier bei uns in verschiedenen Verlagen veröffentlicht wurden, sind möglicherweise der Grund dafür, dass sie eher wenig beachtet geblieben sind. Neuere Französische Literatur wird in Deutschland in jüngerer Zeit gerne als innovativ, frisch, provokant, politisch wahrgenommen. All das sind Blondels Romane nicht.
Blondel erzählt gerne leise Geschichten, von jungen und mittelalten Männern in ganz bestimmten, oft nur wenige Stunden oder Tage umfassenden Situationen. Das ist mal der Roadtrip mit Freunden an die amerikanische Pazifikküste um eine persönliche Tragödie zu überwinden („Zweiundzwanzig“), mal das unverhoffte Zusammentreffen zweier einstiger Liebender in einem Vorortzug ( „6 Uhr 41“) oder ein Besuch bei den Eltern („This is not a lovesong“). Von diesen Situationen ausgehend schweifen die Gedanken des Erzählers in die Vergangenheit.
So ist es auch in „Ein Winter in Paris“. Hier ist es der Brief eines Mannes, der für kurze Zeit im Leben des Erzählers Victor eine bedeutende Rolle gespielt hat, der eine Erinnerungswelle auslöst. Patrick Lestaing ist der Vater eines Jungen, mit dem sich Victor während der Vorbereitungskurse zum Lehrerexamen angefreundet hatte. Ein Jahr unter ihm, aber genauso einsam in den Reihen der „höheren Söhne und Töchter“ an diesem renommierten Pariser Lycée, und genauso unter dem enormen Leistungsdruck hier, besonders hinsichtlich des Bestehens des berüchtigten „Concours“, der Aufnahmeprüfung zur Grande ècole, leidend, fühlte Victor zum ersten Mal eine gewisse Nähe zu einem der Mitschüler. Doch eines Morgens musste er den Selbstmord Mathieus miterleben. Dieser stürzte sich während des Unterrichts im Treppenhaus der Schule zu Tode.
Neben seinem eigenen Schock und Kummer trug Victor in der Folgezeit auch noch eine ganze Menge der Trauer von Mathieus Vater, der sich ihm annäherte. Dies und die widerstreitenden Gefühle, die er erlebte, als er merkte, dass er plötzlich für seine Mitschüler interessant geworden war, „der Freund des Selbstmörders“, sogar den beliebtesten Studenten als Freund gewann, verwirrten den jungen Mann. Dazu kam das angespannte Verhältnis zu den eigenen Eltern und dem Bruder in der Provinz, von denen er sich nie richtig anerkannt gefühlt hatte.
Nun, dreißig Jahre später, Victor ist mittlerweile Schriftsteller, ergreift er vielleicht die Gelegenheit, sein Verhalten von damals geradezurücken.
Wie stets benötigt Jean-Philippe Blondel keine zweihundert Seiten, um diese Geschichte zu erzählen. Und wie immer ist er sehr nah an Autobiografischem. Sein Erzählen ist knapp, sensibel, zart und auf den ersten Blick sehr leicht daherkommend. Immer steckt dahinter aber eine tiefe Melancholie, immer werden auch die ganz großen Fragen gestellt.
Was ich in einer französischen Kritik zu „Zweiundzwanzig“ einmal las gilt eigentlich für alle Bücher Blondels, auch wenn sie zeitweise durchaus auch heiter sind:
"Es ist wie bei einer Wunde: Am Anfang spürt man nichts. Aber später, wenn man dieses imponierende Buch geschlossen hat, dann leidet man."
Es ist allerdings ein angenehmes Leiden, eines, dass bewirkt, dass die Lektüre dieser schmalen Romane nicht so schnell in Vergessenheit gerät.
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Käufer-Bewertung: raschke64
Victor ist 18, als er nach Paris für ein zweijähriges hartes Studium kommt. Er stammt aus eher einfachen Verhältnissen und geht zu seinen Eltern etwas auf Distanz. In Paris ist er ein Außenseiter unter den Studenten. Er lebt in einem Wohnheim am Stadtrand und hat kaum Kontakt zu seinen meist aus Paris stammenden reichen Mitschülern. Erst im 2. Studienjahr lernt er beim gemeinsamen Rauchen Mathieu etwas kennen. Bevor daraus eine Freundschaft wird, begeht Mathieu Selbstmord und für Victor wird vieles anders.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Beschreibungen des Lebens von Victor sind gleichzeitig realistisch, poetisch und traurig. Man merkt sehr deutlich die Entwicklung von Victor. Seine oft noch unsicheren Vorstellungen werden mehr und mehr genauer. Seine Zeit in Paris nutzt er zum Lernen, weniger für sein Studium, mehr für sein späteres Leben. Als Leser kann man dem gut folgen. Mir hat die einfache direkte Sprache gut gefallen, ich empfand das Buch als sehr bereichernd.
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Käufer-Bewertung: Winfried Stanzick
Jean- Philippe Blondel, Ein Winter in Paris, Deuticke Verlag 2018, ISBN 978-3-552-06377-8
Victor, der Erzähler und die Hauptperson des neuen kleinen Romans von Jean-Philippe Blondel hat seine Kindheit und Jugend in der französischen Provinz verbracht. Er ist ein sehr guter Schüler und kann deshalb in Paris die Vorbereitungsklasse des Lycée D. für den „Concours“, die Aufnahmeprüfung für die französischen Elite-Universitäten besuchen.
Von Anfang an wird er dort von seinen Kommilitonen geschnitten und ignoriert. Ihm, der im Unterschied zu fast allen anderen aus einfachen Verhältnissen stammt, werden keine Chancen eingeräumt den Concours zu schaffen. Auch er selbst rechnet, obwohl er Tag und Nacht lernt, nicht wirklich damit. Einsam und allein hält er dennoch den enormen Druck aus und bringt schließlich das erste von zwei Vorbereitungsjahren hinter sich.
Nach den Ferien kommt Mathieu auf die Schule und beginnt mit dem ersten Vorbereitungsjahr. So wie Victor ist auch Mathieu ein Außenseiter, der still und zurückgezogen für sich bleibt. Dennoch ergibt sich in gemeinsamen, relativ schweigsamen Rauchpausen so etwas wie eine zarte Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern, aus der sicher hätte mehr werden können, hätte sich nicht Mathieu eines Tages mitten aus dem Unterricht laufend mit einem gellenden Schrei in den Tod gestürzt.
Als Freund des Opfers wird Victor quasi über Nacht für die anderen sichtbar. Seine Kommilitonen interessieren sich plötzlich für ihn und zu Mathieus Vater, der sofort nach Mathieus Tod nach Paris kommt und mit Victor lange Gespräche führt, entwickelt sich über die Wochen und Monate eine Beziehung, die Victor zu seinem eigenen Vater nie hatte.
Es ist lange zurückliegende Geschichte, die in eine in der Gegenwart spielende Rahmenhandlung eingebettet ist. Wie schon in seinen früheren Büchern gelingt es Blondel auf eine poetische Weise Gefühle von Menschen und ihre Verwirrung zu beschreiben, die den Leser ganz tief anspricht. Seine Sprache ist knapp. Ausführliche Beschreibungen und komplizierte Satzkonstruktionen sind seine Sache nicht.
Nicht nur wegen der Rahmenhandlung, die Victor als einen auch als Lehrer arbeitenden Schriftsteller zeigen, bin ich den Eindruck nicht losgeworden, Blondel schreibe da über eigene Erfahrungen.
Ein wunderbares, geradezu zärtliches Buch.
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Käufer-Bewertung: Klaraelisa
“Ein Winter in Paris“ von Jean-Philippe Blondel beginnt mit einer Art Prolog. Der Ich-Erzähle Victor findet bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub den Brief eines alten Mannes vor, der ihn in einer Fernsehsendung gesehen hat und seine Bücher liest. Dieser Brief versetzt ihn schlagartig zurück in die Vergangenheit. Victor hat nie vergessen, was 30 Jahre zuvor geschah. Um diese Geschichte geht es im Roman.
Der 19jährige Victor hat die Provinz verlassen und besucht im zweiten Jahr eine Vorbereitungsklasse, die ihm bei erfolgreichem Bestehen der Auswahlprüfung Zugang zum Studium an einer renommierten Universität verschaffen soll. Victor hat es wider Erwarten in die zweite Klasse geschafft, aber einen hohen Preis dafür bezahlt: Ein Jahr lang hat er in völliger Isolation verbissen gearbeitet. Er ist sichtlich anders als alle anderen, was ihn gewissermaßen unsichtbar macht. Victor stammt aus sehr einfachen Verhältnissen, und diesen Rückstand an Kultur und Lebensart holt keiner so schnell auf. Doch dann scheinen sich die Dinge zu ändern. Beim Rauchen in der Mittagspause lernt er den jungen Mathieu kennen, der wie er ein Außenseiter im Jahrgang unter ihm ist. Sie wechseln ein paar belanglose Sätze. Victor kann sich eine Freundschaft mit Mathieu vorstellen, doch dazu kommt es nicht mehr. Eines Tages begeht Mathieu in der Schule Selbstmord, weil er den Leistungsdruck und die Schikanen nicht länger erträgt. Alles ändert sich plötzlich für Victor. Alle interessieren sich für ihn, suchen seine Nähe, auch Pierre Lestaing, der Vater des Toten. Er erhofft sich von Victor Informationen über seinen Sohn und Aufschluss über die Gründe seines Selbstmords. Der verwaiste Pierre und Mathieu, der nie einen solchen Vater hatte, kommen sich immer näher, bis Mathieus Mutter der in ihren Augen kranken Beziehung ein Ende setzt. Victor hat inzwischen Abschied von der Idee einer akademischen Karriere genommen und wird Englischlehrer und Schriftsteller – genau wie der reale Autor Jean-Philippe Blondel.
Blondel erzählt die kurze, zumindest teilweise autobiografische Geschichte in beeindruckender Weise. Er berührt dabei Themen wie Freundschaft und Familie, die Schwierigkeit für einen jungen Menschen, sich außerhalb seines Milieus neu zu orientieren und den gnadenlosen Konkurrenzkampf um einen der wenigen Plätze an einer Elite-Universität. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Es wird nicht mein letztes Buch von diesem Autor sein. “6 Uhr 41“ liegt schon bereit.
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Käufer-Bewertung: aimée
Jean Philippe Blondel beschreibt, wie man dazugehören kann ohne tatsächlich angenommen zu werden, wie man teilhaben darf, ohne jemals teil zu haben. Von der Diskrepanz zwischen bildungsbürgerlichem Nachwuchs und bildungsfernen Emporkömmlingen, die zwar nicht ausgestoßen werden, aber schlichtweg nicht wahrgenommen werden. Bis einer daran zerbricht – und den anderen durch diese erschütternde Tat in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken lässt, und ihm eine Tür öffnet, die ohne den Selbstmord des „Freundes“ vermutlich nie für ihn geöffnet worden wäre.
Ich habe lange überlegt, was ich zu diesem Buch schreiben soll. Es ist ruhig, teilweise defensiv, oft beobachtend und dann doch so treffsicher und auf eine resignierende Art gesellschaftskritisch, die ich nicht gut in Worte fassen kann. Die Sprache und der Schreibstil sind grandios, ich werde definitiv noch mehr von diesem Autor lesen! Dennoch lässt mich die Geschichte etwas ratlos, fast melancholisch zurück. Denn es war wie es ist und wird wohl auch immer so sein.
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Käufer-Bewertung: cosmea
Der 19jährige Victor stammt aus der Provinz und besucht im zweiten Jahr eine Vorbereitungsklasse an einem Lycée in Paris. Wenn er den Concours, die Auswahlprüfung, besteht, bekommt er einen Studienplatz an einer der renommierten Grandes Ecoles, der Ecole Normale Superieur. Diese Schulen absolviert die französische Elite. Victor stammt aus einfachen Verhältnissen und verfügt nicht über die Codes in Bezug auf Herkunft, Bildung, Sprache und Kleidung, die ihm Zugang zu den betuchteren bürgerlichen Kreisen ermöglichen würden. Er ist völlig isoliert und widmet sich einzig und allein seinen Studien. Wider Erwarten sind seine Leistungen gut genug für das zweite Vorbereitungsjahr. Irgendwann lernt er den jungen Mathieu im Jahrgang unter ihm kennen, der offensichtlich das Gleiche erlebt wie er selbst. Sie rauchen zusammen und wechseln ein paar Worte. Victor kann sich eine Freundschaft mit ihm vorstellen und will ihn zu seinem Geburtstag einladen. Doch ehe es dazu kommt, begeht Mathieu Selbstmord, indem er in der Schule über ein Geländer in die Tiefe springt. Der berüchtigte Französischlehrer Clauzet hat ihn einmal zu oft gedemütigt. Dieses Ereignis verändert Victors Leben vollkommen. Auf einmal gilt er als der Freund des Opfers und wird sichtbar und beliebt. Die anderen suchen den Kontakt zu ihm, Mädchen interessieren sich für ihn, und der Star des Jahrgangs, der homosexuelle Paul, freundet sich mit ihm an, lädt ihn sogar zu sich nach Hause in die riesige Wohnung mit Blick auf den Jardin du Luxembourg ein. Victor, der außerhalb in einer Unterkunft für Studenten in Nanterre wohnt, lernt eine neue Welt kennen, hat plötzlich ein soziales Leben. Er ist sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass er von Mathieus Tod profitiert. Durch die vielen Ablenkungen werden seine Leistungen schlechter, so dass er keine Aussichten auf Bestehen des Concours hat. In dieser Zeit lernt er Patrick Lestaing, Mathieus Vater kennen. Victor und Patrick Lestaing kommen sich immer näher und werden zu einem Ersatzvater und Ersatzsohn, was ihnen hilft, mit dem Verlust fertig zu werden. Victor hat inzwischen beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen, sich zu entziehen, weil er empört ist über den Umgang der Schule mit dem Selbstmord: Nichts hat sich geändert, nicht am gnadenlosen Wettbewerb und auch nicht im Umgang der Lehrer mit ihren Schülern.
Am Beispiel von Victor und Mathieu zeigt Blondel exemplarisch, was es für junge Menschen bedeutet, ihr Milieu zu verlassen und mit Entwurzelung und Ausgrenzung zurecht zu kommen. Er behandelt dabei Themen wie Freundschaft, familiäre Beziehungen und den Konkurrenzkampf unter den Schülern. Der Autor hat diesen Roman im Alter von 50 Jahren veröffentlicht. Bei einer Präsentation seines Buches ließ er durchblicken, dass diese Geschichte autobiografische Züge hat, dass er sie sein ganzes Leben hat aufschreiben wollen. Nach eigener Aussage weckt ihn der bewusste Schrei, der im Roman mehrfach erwähnt wird, noch immer regelmäßig.
Mir hat “Ein Winter in Paris“ sehr gut gefallen – genauso gut wie “Et rester vivant“ und “06h41“.
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Käufer-Bewertung: silvia1981
Der Roman „Ein Winter in Paris“ von Jean-Philippe Blondel hatte mich seines Covers wegen angesprochen. Ich finde es sehr schön gestaltet und wollte wissen, wer hinter dem jungen Mann steckt. Zudem hat weiteres Interesse das Thema Einsamkeit bzw. Unsichtbarkeit für die Mitmenschen geweckt und ich war sehr neugierig, inwiefern sich der Selbstmord Matthieus auf den davor unsichtbaren Victor auswirkt, was es aus ihm macht und wie er damit umgeht. Wie erst vermutet ist Victor keiner der grundsätzlich zurückgezogen lebt, sondern durchaus schlagfertig und gekonnt agieren kann und Nähe sucht und vermisst. Die Lycee hat aus ihm gemacht, was er anfangs war...
Victor, ein junger Student, der aus der Provinz nach Paris gekommen ist, ist für mich ein gut gelungener Protagonist, mit dem ich gut mitfühlen konnte. Sehr erschreckend fand ich die Lehrerschaft bzw. den Umgang mit den Studenten in seinem Lycee. Victor ist anders als alle anderen und dadurch für sie unsichtbar bzw. er macht sich schließlich selbst zu dem, was er ist, und hat dadurch immerhin die Chance, im ersten Jahr von den Leistungen her mithalten zu können. Nicht nur in Paris hat er kaum ein soziales Leben, auch von seinen Eltern versucht er sich abzunabeln, die wenig mit seinem Studium anfangen können. Im zweiten Jahr lernt er Matthieu kennen, dem es im ersten Jahr wie ihm selbst ergeht, bis Matthieu kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen Selbstmord begeht. Victor wird dadurch sichtbar - er war der Freund des Opfers. Plötzlich wird er beliebt, bei den Mädchen interessant, wird zu Partys eingeladen und trifft sich häufig mit Matthieus Vater, was nicht gerne gesehen wird und alles zusammen seine Leistungen sinken lässt. Ihm gefällt diese plötzliche Aufmerksamkeit, dass seine Einsamkeit ein Ende hat und er weiß dies zu nutzen. Ihm gefällt auch diese Art Vater-Sohn-Beziehung zu Matthieus Vater, der so ganz anders ist als sein eigener Vater. Aber will er das alles auch sein? Wo ist sein richtiger Platz im Leben? Victor befindet sich in einer Phase, in der er noch nicht angekommen ist, nicht weiß, was ihm die Zukunft bringen soll, und freut sich über angebotene Möglichkeiten, aus seiner aktuellen Situation auszubrechen. Schön fand ich, dass der Leser zu Beginn und Ende des Romans erfährt, was aus Victor schließlich geworden ist.
Ich fand das Buch interessant, aufschlussreich und erschreckend, gefühlvoll, teilweise auch spannend. Wie mit dem Thema Selbstmord an der Lycee umgegangen wird, welche Methoden dort allgemein vorherrschen, hat mich erschüttert. Im Grunde handelt das Buch davon, was ein Selbstmord bei den Mitmenschen bewirkt, wie sie sich fühlen, welche möglichen Vorteile sie sogar daraus ziehen können, was man in dieser Geschichte bei verschiedenen Personen mitverfolgen kann. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, man muss aber doch mit einem gewissen Maß an Konzentration dabei sein. Der Hauptteil der Geschichte ist eine Erinnerung an die Zeit in den 80er Jahren, in der noch vieles anders lief und Studenten in den Bibliotheken zu Hause waren. Ich den Umfang etwas zu knapp gewählt und hätte mir in manchen Szenen mehr Ausführlichkeit gewünscht. Trotzdem zeigt dieser Roman, dass ein gutes Buch auch in kleinerem Umfang sehr viel Aussagekraft haben kann! Auf alle Fälle ist der Roman gehobene Literatur und definitiv lesenswert! Ich vergebe sehr gerne vier glänzende Sterne hierfür.
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Käufer-Bewertung: Schmökerwürmchen
„Ein Winter in Paris“ beschreibt rückblickend das Leben des heutigen Englischlehrers Victor. Zum Studium zieht es ihn nach Paris, damit beginnt auch die Abkapselung vom Elternhaus und aus der Provinz. Während der Protagonist aus eher einfachen Verhältnissen stammt, in dessen Familie keine großen Emotionen gezeigt wurden, kommen seine Kommilitonen aus einer völlig anderen Welt. Dies macht Victor zum Außenseiter. Die Anforderungen sind hart und so konzentriert er sich voll auf sein Studium. Doch im zweiten Jahr begegnet ihm Mathieu, mit ihm raucht er gelegentlich eine Zigarette. Doch leider besteht keine Gelegenheit mehr, die zarten Bande enger zu knüpfen, denn Mathieu nimmt sich das Leben. Von nun an steht Victor im Zentrum der Aufmerksamkeit, alle Welt scheint sich plötzlich für ihn zu interessieren.
Wunderbar feinfühlig und sensibel beschreibt der Autor diesen Lebensabschnitt des Victor. Heute ist Victor als Englischlehrerin tätig und nebenbei erfolgreicher Schriftsteller. Eines Tages erreicht ihn ein Brief, der die Erinnerungen wieder lebendig werden lassen. Rückblickend befindet sich der Leser mit Victor im Paris der achtziger Jahre und erlebt mit ihm diesen Winter, der ihn sein Leben lang prägen soll.
Ausschließlich wird dieser Roman aus Victors Perspektive erzählt. Und das besonders eindringlich, gefühlvoll und auf den Punkt gebracht. Verschiedene Personen interessieren sich nach Mathieus Tod für Victor, doch die Beziehungen zu seinen Kommilitonen bleiben eher oberflächlich, Affären sind bedeutungslos. Einzig zu Mathieus Vater entsteht eine engere Bindung, zunächst ungewollt, da dieser sich hartnäckig auf die Suche nach dem Warum begibt. Doch langsam entwickelt sich dieser zu einer Vaterfigur, wie Victor sie nie persönlich erlebt hat.
Nur einige wenige Passagen waren mir zu lakonisch und ein wenig in die Länge gezogen. Ansonsten hat der Autor hier einen wunderbaren kleinen, aber intensiven, feinfühligen Roman vorgelegt, den ich gerne gelesen habe.
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Jean-Philippe Blondel wurde 1964 im französischen Troyes geboren, wo er auch heute als Autor und Englischlehrer mit seiner Familie lebt. Sein Roman 6 Uhr 41 (Deuticke 2014) wurde ein Bestseller. Auf Deutsch erschienen außerdem die Romane "Zweiundzwanzig", "Direkter Zugang zum Strand", bei Deuticke This is not a love song (2016), Die Liebeserklärung (2017) und Ein Winter in Paris (2018).
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3552063778 |
10-stellige ISBN | 3552063773 |
Verlag | Zsolnay-Verlag |
Sprache | Deutsch |
Originalsprache | Französisch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 24. September 2018 |
Seitenzahl | 188 |
Originaltitel | Un hiver à Paris |
Format (L×B×H) | 21,1cm × 13,4cm × 2,2cm |
Gewicht | 297g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
Mehrwertsteuer | 7% (im angegebenen Preis enthalten) |
Belletristik - Erzählende Literatur
Alle angegeben Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer.
Auch hier werden natürlich 75% des Gewinns gespendet.
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Sie werden enormen Zulauf bekommen, da bin ich mir sicher.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich Ihren pragmatischen Idealismus bewahren und noch viel mehr Gutes tun können, so wie Sie sich das erhoffen.
Claudia B. aus Pfaffenhofen
Sie und Ihr Team zeigen mit Ihrem Engagement, dass es Sinn macht, über den Tellerrand der reinen Ökonomie hinaus zu schauen.
Ich wünsche Ihnen viele treue Kunden und ein unüberhörbares Echo in der Medienwelt.
Heinz-Ulrich P. aus Aurich
Vielen Dank für die tolle Alternative zu amazon!
Johannes Wagner
Vielen Dank, dass Sie so eine nette Alternative zu Amazon anbieten.
Kathrin H. aus Barsbüttel
Ich bin mit dem von Ihnen immer wieder erbrachten Service mehr als zufrieden und empfehle Sie mit bestem Gewissen bei jeder Gelegenheit weiter. Neben dem kontinuierlich erbrachten "Sterne-Service" schätze ich besonders die nette und freundliche Art des Kontakts.
C. A.