Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford Uni versity, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz' Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …
Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.
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Käufer-Bewertung: Winfried Stanzick
Jonas Lüscher, Kraft, C.H.Beck 2017, ISBN 978-3-406-70531-1
Der Schweizer Autor Jonas Lüscher, der schon lange in München lebt, hatte 2013 mit seiner raffiniert gebauten Debütnovelle „Frühling der Barbaren“ gezeigt, dass man zur Bewältigung eines großen Themas nicht unbedingt einen 400 Seiten starken Roman braucht, sondern dass die alte Kunstform der kleinen Novelle durchaus genügend Möglichkeiten bietet.
In einer stellenweise fast parabelhaften Erzählung betrachtete er die Innenwelt der Akteure, reflektierte darüber, was Menschsein bedeutet, und wie sich Menschen in extremen Situationen verhalten.
Mit einer Sprache, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, bleibt er auch in seinem ersten Roman „Kraft“, der nur unwesentlich länger ist als die Novelle aus dem Jahr 2013, bei seinem Thema, zu zeigen, wie dünn die Decke der Zivilisation ist.
„Kraft“ erzählt die Geschichte des Tübinger Rhetorikprofessors Richard Kraft. Als Nachfolger von Walter Jens auf dessen berühmten Lehrstuhl gekommen, ist er an der Spitze der intellektuellen Elite des Landes angekommen. Wie erbärmlich es um diese, in den siebziger und achtziger Jahren noch die öffentlichen Debatten bestimmende und den intellektuellen und politisch-gesellschaftlichen Diskurs dominierende Elite bestellt ist, ist ein wesentliche Aussage des Romans, die aber so nie ausgesprochen wird.
Richard Kraft ist ein überzeugter Liberaler, der in den achtziger Jahren Graf Lambsdorff und Hildegard Hamm-Brücher verehrte. Lüscher lässt den Leser in vielen Rückblenden in diese Zeit Krafts Entwicklung Revue passieren. Er entwickelt sich in den folgenden Jahren zu einem gefragten Publizisten, der zu fast allen Fragen eine Meinung hat. Dies bringt ihm schlussendlich den ehrwürdigen Lehrstuhl ein.
Doch der überzeugte Liberale ist enttäuscht vom Umschwenken des Sozialliberalismus und einen brutalen und marktgläubigen Neoliberalismus und gerät intellektuell immer mehr in jene Aporien, die auch viele andere seiner Zunft zu befallen haben scheint. Ein Gefühl, die Welt nicht mehr verstehen und erklären zu können, ausweglos zu sein angesichts einer Entwicklung, lässt in ihn tiefe Zweifel fallen.
Dazu kommt eine private Situation, die nicht viel besser ist. Er ist verheiratet, hat zwei pubertierende Töchter und hat sich mit dem Kauf eines Hauses in bester Tübinger Lage schwer verschuldet. Seine Ehe ist eigentlich am Ende, als Richard Kraft von dem ehemaligen Freund Istvan, jetzt Professor an der Stanford University (die Geschichte der beiden und ihrer Freundschaft wird in den zahlreichen Rückblenden deutlich), eine Einladung in das Silicon Valley in Kalifornien erhält. Dort sollen die hochdekorierten Teilnehmer aus aller Welt eine wissenschaftliche Preisfrage beantworten in einem Wettbewerb, den ein Internetmogul namens Thomas Erkner mit einem Preisgeld von einer Million Dollar ausgelobt hat.
In einem 18-minütigen Vortrag sollen die Teilnehmer in Anlehnung an die Theodizeefrage von Leibniz antworten auf die Frage: „Theodicy an Technodicy: Optimism for a Young Millenium. Why whatever is, is right and why we can still improve it?“ Mit einem Livestream sollen die Vorträge in alle Welt übertragen werden.
Mehr noch als die intellektuelle Herausforderung reizt Kraft das Preisgeld, mit dem er seine Schulden tilgen und sich endlich aus einer unerträglich gewordenen Ehe lösen könnte.
Um sich ordentlich vorzubereiten, reist er schon vier Wochen vor dem Wettbewerb an, und kann sich in den Räumen der „Hoover Institution on War, Revolution and Peace“ einquartieren.
Mit dem Vortrag selbst kommt er nicht voran. Seine Gedanken gehen immer wieder zurück in seine Vergangenheit, als ihm jedenfalls noch klar schien, was richtig ist und falsch. Lüscher lässt ihn an einer Stelle denken: „Nichts war einfach, nie, und darüber hatte er sich den Mund fusselig geredet und das Hirn wund gedacht. Er sehnte sich nach festem Grund, danach, nur noch eine Sache wissen zu müssen, auf der alles gründete, auf die sich alles andere beziehen ließ.“
Für mich sind das die zentralen Sätze und Aussagen eines Buches, das von einer Sehnsucht handelt, die sich nicht erfüllt. Die Welt ist komplizierter, es gibt keine eindeutigen Erklärungen mehr, ja man kann nicht mehr tun „ als dass man sich selbst immer bewusst ist, dass das eigene Vokabular nicht abschließend ist, dass man also seinem eigenen Vokabular misstraut, und zwar in einem ständigen Prozess“, wie Lüscher selbst sagt.
„Kraft“ ist ein Roman, der erzählt von einer aus den Fugen geratenen Welt, in der eine schamlose Machtelite zu jedem auch intellektuellen Tabubruch bereit ist, und der die Macht und die Kraft des Denkens nicht mehr entgegenzusetzen hat als ihre Selbstaufgabe und Kapitulation. Ein Buch, das passt in jene Tage seines Erscheinens, wo Lügen „alternative Fakten“ genannt werden und wo es nicht mehr um politische Inhalte geht, sondern nur noch um Personen und Umfragewerte.
Doch, und davon ist der Rezensent überzeugt, es werden wieder Tage kommen, wo es wichtig ist, das viele Menschen das Denken und ihre Kritikfähigkeit nicht abgegeben haben vor lauter Resignation und Anpassung, Tage, wo genau diese Fähigkeiten wieder gebraucht werden, um die Trümmer eines sich hemmungslos ausbreitenden Autoritarismus überall auf der Welt zu beseitigen und eine demokratische Kultur wieder zu etablieren, die in diesen Zeiten vor die Hunde zu gehen droht.
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Jonas Lüscher, geboren 1976 in der Schweiz, lebt in München. Seine Novelle „Frühling der Barbaren" (C.H.Beck 2013) entwickelte sich zum Bestseller, stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und war nominiert für den Schweizer Buchpreis. Sie wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und fürs Theater adaptiert. Lüscher erhielt u. a. die Literarische Auszeichnung des Kantons Bern, den Hans-Fallada-Preis und den Prix Franz Hessel.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3406705311 |
10-stellige ISBN | 3406705316 |
Verlag | Beck C. H. |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 9. Oktober 2017 |
Seitenzahl | 237 |
Format (L×B×H) | 21,0cm × 13,5cm × 2,6cm |
Gewicht | 375g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
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