Daniela Dröscher erzählt vom Aufwachsen in einer Familie, in der ein Thema alles beherrscht: das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag.
»Lügen über meine Mutter« ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?
Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses »Kammerspiel namens Familie« abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.
Die hier angegebene Schätzung beruht auf dem durchschnittlichen Fördervolumen der letzten Monate und Jahre. Über die Vergabe und den Umfang der finanziellen Unterstützung entscheidet das Gremium von buch7.de.
Die genaue Höhe hängt von der aktuellen Geschäftsentwicklung ab. Natürlich wollen wir so viele Projekte wie möglich unterstützen.
Den tatsächlichen Umfang der Förderungen sowie die Empfänger sehen Sie auf unserer Startseite rechts oben, mehr Details finden Sie hier.
Weitere Informationen zu unserer Kostenstruktur finden Sie hier.
Käufer-Bewertung: adel69
Worum geht es in dem Buch?
Die Ich-Erzählerin Ela wächst in dem rheinland-pfälzischen Ort Obach auf. Der Vater ist ein Egoist, denkt nur an seine Interessen, wie zum Beispiel ein schönes Auto und die Renovierung einer Scheune.
Beruflich läuft es lange nicht so gut – vom Arbeitgeber fühlt er sich zu wenig geschätzt, und schiebt die Schuld dafür auch seiner Frau zu. An ihr kritisiert er ständig herum. Ein Dorn im Auge für ihn ist ihr Gewicht. Sie muss sich immer wieder vor ihm wiegen, er unterstützt sie kaum. Das Geld für die Kinder kommt vorwiegend von ihr – von ihrem Gehalt als Sekretärin. Als sie ihr zweites Kind bekommt, sucht sie sich andere Verdienstmöglichkeiten.
Meine Meinung zu diesem Buch:
Durch eine Leseprobe kam ich auf dieses Buch. Es ist für mich eines der besten Bücher, die ich 2022 gelesen habe.
Das Buch bietet mir eine Rückschau auf die 1970er- und 1980er-Jahre und auf eine Familie, die absolut nicht normal ist. Der Vater nervt oft, er ist überheblich und rechtfertigt viele Misserfolge damit, dass seine Frau zu dick sei. Sie schafft, was er lange nicht schafft: sie wird zur Chefsekretärin befördert und verdient mehr Geld.
Ela muss sich entscheiden, zu wem sie hält. Oft steht sie zwischen beiden Elternteilen.
Die Mutter tat mir einerseits leid, andererseits bewunderte ich sie. Sie tat mir leid, weil nicht einmal ihre Eltern sie mochten (die Schwiegereltern mochten sie sowieso nicht) und Freundinnen hatte sie nicht. Dagegen war es bewundernswert, wie sie es schaffte, eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Ein weiterer Moment, den ich stark finde, ist, wie sie sich um ihre Mutter kümmert, als diese Hilfe braucht.
Die Mutter ist eine starke Frau, sie kämpft, sie wehrt sich, wenn es möglich ist. Sie probiert mehrere Diäten – was aber nicht verhindert, dass sie auch wieder zunimmt.
All das ist gut und unterhaltsam aus der Sicht von Ela in der Vergangenheit beschrieben. Besonders an diesem Roman ist auch, dass nach einigen Kapiteln Anmerkungen und Gedanken von Ela als Erwachsene beschrieben sind. Da macht sie sich Gedanken, wie sie als Erwachsene manche Geschehnisse bewerten sollte. Das bringt mich als Leserin dazu, mehr über die Ereignisse in dem Buch nachzudenken.
Immer wieder gibt es wörtliche Rede in rheinland-pfälzischem Dialekt. Das hat mich nicht gestört, zumal ich die Dialektsätze verstanden habe.
Ich vergebe diesem Buch alle Sterne und empfehle es weiter.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: Lesendes Federvieh
Offen und voller Empathie schildert Daniela Dröscher aus Sicht der kleinen Tochter Ela ein Familienleben in den 80iger Jahren in einem kleinen Dorf im Hunsrück, das geprägt ist von einem ständigen Gegeneinander der Eltern. Der zentrale Streitpunkt: das Übergewicht der Mutter. Das eigene Versagen auf sie projizierend, kommandiert der Vater seine Frau herum, bemängelt ihre Körperfülle und Nicht-Vorzeigbarkeit, dabei vollkommen übersehend, wie sehr sie den Alltag managt und ihm den Rücken freihält.
Trotz der schmerzlichen Intensität und der aufwühlenden Eindringlichkeit konnte ich mich mit der kleinen Ela mitfiebernd nicht von den Seiten dieses grandiosen, vollkommen zurecht für den diesjährigen Deutschen Buchpreis sowie den Preis "Lieblingsbuch der Unabhängigen" , nominierten Romans lösen. Manchmal packte mich eine rasende Wut, einerseits, wie man einen anderen Menschen derart herablassend behandeln kann und damit zugleich eine Kindheit nachhaltig belastet, andererseits fiel es mir aber auch sehr schwer nachzuvollziehen, weshalb die Mutter unter diesen Umständen - Konventionen hin oder her - so lange an ihrer Ehe festhält.
Ursächlich für meine emotionalen Erregungszustände waren die lebendigwerdenden Beschreibungen Elas: die angestaubten Prinzipien in den 80iger Jahren, die Enge im Dorf, den Dialekt und vor allem die ständige latente Spannung im Zusammenleben, die mir an manchen Stellen den Atem raubte. Ich konnte ihre Zweifel und ihre Überforderung ebenso spüren wie ihre Bemühungen und Angst alles richtig zu machen.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: MiB
Mehr als nur eine Familiengeschichte ist Daniela Dröschers neuer und für den Deutschen Buchpreis nominierter Roman "Lügen über meine Mutter" allemal. Die Autorin setzt den Roman in der Gegenwart an - das Gespräch mit der Mutter, die Absicht verkündend, ein Buch über die Familie zu schreiben und die Reflexion der Jahre 1983 bis 1986. Dies sind die kurz gehaltenen aber aufschlussreichen Einschübe, die dem eigentlichen Text, der Geschichte über die Familie aus der Tochterperspektive, einen Rahmen geben. Die Geschichte selbst ist ein großartig angelegter Entschlüsselungsversuch: Die Frage, warum die Entwicklungen in ihrer Familie genau diesen Verlauf genommen haben und das auf dem Hintergrund einer hunsrücker Dorfgemeinschaft in der Mitte der 80-er Jahre. Was war offensichtlich und für sie aus der Tochterperspektive zwar beobachtbar, aber damit noch lange nicht verstehbar? Was waren Auslöser und Verursachungen der Abwärtsdynamik dieser Familie? Und was waren die Geheimnisse ihrer Familie? So heißt es schon auf der ersten Seite: "So wie jeder Mensch drei Leben hat. Ein öffentliches, ein privates und ein geheimes." Da ist der Vater, der empor kommen möchte aber immer wieder scheitert und das Dicksein der Mutter verantwortlich macht, das eigene Leben nicht kontrollieren kann, aber glaubt, Kontrolle über seine Ehefrau ausüben zu können. Da ist die in ihrer Ehe unglückliche Mutter und schließlich die erzählende Tochter, zerrissen zwischen ihren Eltern. Und die späte Klärung durch das Schreiben. So fragt sich Daniela Dröscher gegen Ende des Buches - als die Geschichte schon fast zuende erzählt ist - in einem Dialog mit sich selbst: "Ist es wirklich notwendig, darüber zu schreiben? Ja. Kann Literatur einen retten? Vielleicht. Weil einen Literatur Dinge verstehen lässt, die man vorher nicht verstanden hat? Ja." Ein intimes und großartiges Buch. Danke, dass ich teihaben durfte.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: Lesehonig
Die Autorin Daniela Dröscher nimmt uns mit ins Deutschland der 1980er Jahre. In eine Kindheit im Hundsrück. Ihre Kindheit. Wir finden uns in einer Familie wieder mit einer liebevollen, wuseligen und tatkräftigen Mutter, einem Vater, der sich darüber definiert was andere von ihm denken und Großeltern, die ihre eigenen Vorstellungen vom Leben haben. Und die kleine Ela mittendrin, in ihrem Stufenrock und ihren Barbies und Jessy, dem Nachbarskind, das auch irgendwie mit ihr verwandt ist und nicht so viel Glück im Leben hatte. Zwischen den Eltern herrschen ständige Reibereien. Das primäre Thema: Das Gewicht der Mutter. Wie ein Makel klebt es an der Mutter. Wie eine Schuld. Wie eine schlechte Eigenschaft. Und so dreht sich das Rad zwischen Diäten – und Zeiten ohne Diät. Zwischen den Erzählungen aus ihrer Kindheit, bekommen wir kurze Einblicke in die Gegenwart, in der sie mit ihrer Mutter über die Vergangenheit spricht. Dies schafft noch mehr Nähe zur Geschichte. Und lässt manches im Rückblick auch anders aussehen.
Mich hat dieser Roman sehr gefesselt aber auch oft wütend gemacht. Diese Reduzierung der Mutter auf ihr Äußeres fand ich schrecklich, und auch wie die Kinder mit hineingezogen wurden in den Ehekrieg. Man spürte deutlich die Liebe Elas zu beiden Eltern und die Zerrissenheit es beiden recht machen zu wollen. Da ich selbst ein Kind der 80er Jahre bin, war vieles für mich sehr vertraut und fühlte sich doch so fern an. Sprachlich und stilistisch hat mich dieses Buch sehr beeindruckt. Diese sehr private Geschichte auf so eine gefühlvolle und doch auch unterhaltsame Art zu erzählen war wirklich großartig. Für mich war dieses Buch definitiv ein echtes Highlight in diesem Lesejahr.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: Bücherwelt1967
Die Autorin Daniela Dröscher deckt in ihrem wunderbaren Roman die Lügen, die vor allem der Vater über ihre Mutter verbreitet hat, Stück für Stück auf. Während es für Außenstehende völlig absurd erscheint, dass das Übergewicht der Mutter für die fehlenden Chancen im Leben des Vaters verantwortlich sein soll, ist dieser fest davon überzeugt, dass die Mutter mit ihrem Aussehen ihm die Karriere verbaut hat.
Aus Sicht des Kindes erzählt Dröscher über ihre Kindheit in den 80er Jahren im Hunsrück. Die Beziehung der Eltern erscheint toxisch. Die Mutter wird als großzügige, warmherzige und fleißige Frau beschrieben, der Vater hingegen schneidet in dem autofiktional geprägten Roman nicht sonderlich gut ab. Die Autorin trifft stets den richtigen Ton, nie schreibt sie despektierlich über jemanden.
Mich hat diese besondere Familiengeschichte von der ersten Seite an gefesselt. Der Erzählstil ist authentisch, lebendig und trifft mitten ins Herz. Für mich war das Buch ein Jahreshighlight, gern empfehle ich es weiter.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: Quincyliest
Daniela Dröscher hat einen großartigen, autobiographisch inspirierten Roman geschrieben, der in den 80er Jahren in einem kleinen Ort im Hunsrück spielt. Sie schreibt aus der Perspektive eines Kindes. Respektvoll und feinfühlig porträtiert sie ein Bild ihrer Mutter. Essayistische Einschübe aus Erwachsenensicht fügen der kindlichen Betrachtung eine etwas objektivere und auch kritische Sichtweise hinzu. Das Gewicht der Mutter ist das zentrale Thema, um das sich alles dreht. Aus Sicht des Vaters ist das Übergewicht für seine fehlenden Karrierechancen oder sein nicht so hohes Ansehen verantwortlich.
Der Roman ist vielmehr als nur eine Familiengeschichte, er deckt patriarchale Denkmuster und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten auf.
Dröscher erzählt beeindruckend, authentisch und glaubwürdig, genauso könnte es gewesen sein. Mich hat das Buch absolut begeistert. Es ist völlig zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert. Auf weitere Werke der Autorin freue ich mich jetzt schon.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: miss.mesmerized
Ein Dorf im Hunsrück der 1980er Jahre. Ela ist noch ein Kind und versteht nicht alles, was um sie herum geschieht. Offenkundig ist jedoch, dass das Gewicht ihrer Mutter ein Problem ist. Mehr als das, es scheint die Ursache für alles Unglücks ihres Vaters zu sein. Ein Mann, der sich immer für Großes geboren sah und seiner Frau die Schuld dafür gab, dass er nicht befördert wurde, nicht über so viel Geld und Bildung wie sie verfügte, im Dorf nicht so anerkannt war, wie er sich das gewünscht hätte. Aber wie sollte er das auch erreichen, mit einer dicken, nicht präsentablen Frau an seiner Seite? Als Erwachsene Blickt Ela zurück, spricht endlich mit ihrer Mutter über das Jahrzehnte lange Martyrium, das diese stoisch ertragen hat und mit ihrer Gesundheit bezahlte.
Zugegebenermaßen hat mich erst die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2022 so richtig neugierig auf „Lügen über meine Mutter“ gemacht. Die rheinland-pfälzische Provinz als Schauplatz fand ich eher wenig attraktiv, kenne ich sie doch zur Genüge und weiß um den Horror, der Dorfleben bedeutet. Daniela Dröscher verdichtet den Roman jedoch, die Handlung spielt sich weitgehend im Nukleus der Familie, den eigenen vier Wänden ab, die zur Kampfarena zwischen den Eltern werden mit einem Kind, das zu jung ist, um die Mechanismen des innerfamiliären Krieges zu verstehen. Eine schonungslose Milieustudie, die letztlich das Portrait einer ganzen Generation von Frauen ist.
Als Erwachsene stellt die Erzählerin fest, dass sie ihre Mutter nie verstanden hat und beginnt endlich, mit ihr über die Erinnerungen zu reden. Episoden aus der Kindheit wechseln sich so mit Analysen ab und ordnen den ganzen Schrecken ein, den die Mutter widerspruchslos zum Wohle der Töchter ertragen hat. Immer wieder läuft es darauf hinaus, dass der Vater versucht seine Unterlegenheit und Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden, indem er die Mutter klein macht. Als Schlesiendeutsche ist sie keine richtige Deutsche, sie spricht ja nicht einmal den richtigen Dialekt! Das Geld ihrer Familie kann nur illegal erworben sein, Verbrecher müssen sie sein, nie kann man durch ehrliche Arbeit so vermögend werden. Ihre Bildung? Sie will doch nur angeben, das sind gar keine richtigen Diplome die sie hat.
Endlos ist die Liste der Angriffspunkte, zentral wird jedoch immer wieder ihr Gewicht. Vieles kann der Mann kontrollieren, wohin sie geht, wofür das Geld ausgegeben wird, aber ihr Gewicht unterliegt trotz aller Bemühungen – öffentliches Wiegen und Notieren der Zahl in einem Buch! – nicht seiner Macht. Alle Schikanen erträgt sie, frisst alles in wahrsten Sinne des Wortes in sich hinein und kümmert sich doch selbstlos um alle anderen um sie herum.
Es ist beim Lesen oftmals fast unmöglich auszuhalten, was Elas Mutter an psychischer Gewalt angetan wird und man fragt sich, weshalb sie nicht ausbricht, nicht einfach geht. Und zugleich weiß man, dass es so einfach nicht ist und erinnert sich, wie viele dieser kleingeistigen Männer man selbst erlebt hat, die sich für etwas Besseres hielten, wenn sie im ballonseidenen Jogginganzug mit dem Cabrio vorm dörflichen Tennisplatz vorfuhren und sich für den König der Provinz hielten und dabei doch nur alle Peinlichkeit zur Schau trugen.
Was in den 80ern als völlig normales Familienleben erschienen sein mag, würde man heute ganz anders einordnen, wie es die Erzählerin auch tut und womit sie ein Licht auf eine ganze Generation von Frauen wirft, die von ihren Müttern noch zum Schweigen erzogen wurden, ihren eigenen Töchtern jedoch Stimmen mit auf den weg gegeben haben.
Auch sprachlich bietet der Roman viele interessanten Facetten, weshalb er für mich ganz eindeutig ein würdiger Kandidat für den diesjährigen Buchpreis wäre, vor allem, um dem Thema die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: Wolfgang k.
Laut Klappentext könnte man meinen es ginge um das Übergewicht der Mutter und der Roman soll die Nöte einer Frau die mit den verschiedensten Diäten kämpft darstellen. Dem ist jedoch nicht so.
In Wirklichkeit ist in dieser Familie der Vater das Problem. Das Übergewicht seiner Frau ist nur Mittel zum Zweck sein Versagen zu rechtfertigen. Die Mutter scheint hingegen sehr erfolgreich, intelligent und zielstrebig zu sein. Auch mit ihrem Übergewicht kommt sie gut zurecht und ist damit durchaus zufrieden. Das einzige was man ihr vorwerfen kann ist ihre Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Mann.
Mir fällt es schwer diesen Roman zu bewerten. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Man merkt, dass sie sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt hat indem sie selbst Teil der autobiografischen Geschichte ist. Auch die Einbringungen von Zitaten von berühmten Autoren der Literaturgeschichte sowie die Reflexionen am Ende jedes Kapitels haben mir sehr gut gefallen.
Nicht gefallen hat mir dagegen die gesamt gesamte Atmosphäre des Romans. Das pedantische Kleinbürgertum mit all seinen abartigen Marotten ist mir ein Graus. Selbstverständlich gehört es zur Geschichte und die Autorin konnte es wohl kaum weglassen, aber ich finde es dennoch sehr bedrückend. Ebenso störend finde ich den immer wieder eingewobene pfälzische Dialekt, einfach schrecklich. Der schlesische Dialekt, der auch hin und wieder vorkommt, ist immerhin etwas angenehmer. Jedoch unterstreichen diese Dialekte für mich auch - ob gewollt oder nicht sei dahingestellt - die tatsächliche Abstammung der Familien. Die Eltern des Mannes die sich für etwas besseres halten offenbaren durch den steten Gebrauch ihrer platten Sprache ihre wortwörtliche bäuerliche Herkunft während sich die Eltern der Mutter durch ihren schlesischen Dialekt von diesen abgrenzen.
Auch das Cover konnte mich in keiner Weise überzeugen, es ist nichtssagend und keineswegs schön.
Insgesamt sicher ein guter Roman einer talentierten Autorin mit dem ich mir jedoch etwas schwertue, da mir einige Aspekte geradezu zuwider sind.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: CanYouSeeMe
Lügen über meine Mutter von Daniela Dröscher ist in der Hörbuchfassung von Sandra Voss gesprochen. Ich höre Hörbücher meist in einer schnelleren Geschwindigkeit, bei diesem Buch beinahe in doppelter Geschwindigkeit. Mir sind Hörbücher meist zu langsam eingesprochen. Die Stimme der Sprecherin kann ich daher nur bedingt einschätzen, aber auch bei höherer Geschwindigkeit war diese noch sehr angenehm zu hören. Betonungen kamen gut heraus und haben den Inhalt unterstützt.
Anhand des Klappentextes hätte ich mir den Inhalt des Buches ein wenig anders vorgestellt. Die Schilderungen der Autorin haben mich in ihrer Ehrlichkeit und shonungslosen Darstellung überrascht und berührt, vor allem aber immer wieder wütend gemacht. Die Darstellung der Familie, des Systems und den aufrechterhaltenden Faktoren ist sehr klar, zwar retrospektiv aus kindlicher Perspektive. Es fällt schwer die immer gleichen Anschuldigungen des Vaters, das Aushalten der Mutter und die Unsicherheit des Protagonistin zu höhren. Daniela Dröscher hat mit diesem Buch einen sehr offenen Einblick in das System ihrer Familie gegeben, ohne Verhaltensweisen zu erklären - das ist ehrlich, authentisch und für mich als Leserin dennoch etwas unbefriedigend gewesen. Häufig habe ich mir Erklärungen für die mir nicht nachvollziehbaren Handlungen (oder das Ausharren) gewünscht, um die Inhalte besser einordnen zu können und weniger emotional geladen zu sein. Das muss und kann das Buch aber nicht liefern.
Ich habe das Buch mit viel Wut im Bauch gehört, Wut darüber, dass dieses System so lang aufrecht erhalten wurde, obwohl es allen Beteiligten zum Nachteil war. Die Darstellungen sind beklemmend, womöglich repräsentieren sie den Zeitgeist? Auf jeden Fall ist es eben die Realität dieser Familie. Der Einblick schmerzt durch die authentische Darstellung.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: yellowdog
Daniela Dröscher entwirft in ihrem Roman „Lügen über meine Mutter“
ein Bild des Familienlebens in den Achtziger Jahren. Es ist eine Familie der unteren Mittelschicht. Das Zeitbild halte ich für sehr realistisch.
Die Fixierung auf die Gewichtsfrage der Mutter sehe ich vor allen als Metapher,an der exemplarisch Identitätsbilder und Verhaltensweisen gezeigt werden.
Die Erzählperspektive ist die der Tochter als Kind. Da die Autorin 1977 geboren ist, sind manche Beobachtungen möglicherweise autobiografisch erfahren. Dazu passen auch einige analytische Einschübe der erwachsenen Erzählerin.
Während der kleinbürgerliche Vater ziemlich schlecht wegkommt, ist das Mutterporträt großartig.
Nach der Geburt ihrer Kinder legt die Mutter an Gewicht zu, während sie vorher schlank war. Der Vater wirft ihr dieses Aspekt kontinuierlich vor und nimmt ihr das Selbstbewusstsein. Auch Arbeiten gehen kann sie in der Zeit zunächst nicht mehr, obwohl sie vorher so viel beigetragen hat.Aber sie fängt sich, bildet sich sogar weiter und hilft vielen. Mehrere kleine Familiendramen folgen.
Einige weitere der stärksten Momente sind die, wie sie das Verhalten der Eltern empfindet und andere Momente der Begegnung, z.B. mit dem nachbarlichen Pflegekind Jessy.
Stark sind auch die Dialoge, bei der manche der Figuren gelegentlich sogar in einen rheinischen Dialekt verfallen.
Der Romantitel lässt mich an John Burnsides Lügen über meine Vater denken. Ein Buch, dass thematisch ähnlich angelegt ist, sprachlich natürlich ganz anders. Aber bei beiden Büchern fragt man sich als Leser, was sind die Lügen? Das hält die Aufmerksamkeit das ganze Buch lang hoch.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: begine
Die Schriftstellerin Daniela Dröscher versteht es gut eine Geschichte in Szene zu setzen.
Der Roman +“Lügen über meine Mutter“ wird aus Sicht der Tochter erzählt. Schon früh bekommt sie mit, das der Vater an der Figur der Mutter rummäkelt. Der Vater versteht es auch, die Tochter zu manipulieren, so das die ihre Mutter beobachtet.
Der Vater ist richtig gemein zur Mutter. Er ist ein krasser Egoist. Als Bauernjunge hat er es zwar geschafft aufzusteigen, aber deshalb muss er ja nicht so ein Angeber zu werden.
Ich habe immer gewartet, das es der Mutter mal zu viel wird und aussteigt.
Immer wieder so erniedrigt zu werden, das kann ja keiner ab. Und die Kinder sind mittendrin und müssen das miterleben.
Der Roman ist einmalig gut und ehrlich geschrieben. Die Autorin schafft es, das man mitfiebert.
Der Roman bekommt von mir eine volle Leseempfehlung.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: brauneye29
Zum Inhalt:
In diesem autobiografischen Roman blickt die Autorin in ihre Kindheit zurück, in der ihr Vater das Übergewicht seiner Frau für alles verantwortlich macht, was in seinem Leben schief läuft. Sie zeigt aber auch eine starke Frau, die Mutter, die immer weiter darum kämpft, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. All dies wird aus der Sicht der Tochter erzählt.
Meine Meinung:
Mir war gar nicht bewusst, dass wir hier quasi einen autobiografischen Roman haben. Genau das macht das Buch dann noch mal beeindruckender. So einen Blick zurück in eine nicht einfache Kindheit zu tun, ist sicherlich nicht einfach. Aber auch ohne die persönliche Note der Autorin fand ich das Buch enorm gut und auch sehr gut geschrieben. Der Blick in die Abgründe von menschlichen Seelen ist erschütternd aber auch sehr interessant.
Fazit:
Beeindruckender Rückblick
Käufer-Bewertung: Brigitte S.
Das ist ein Buch über eine Frau, die von ihrem Mann kontrolliert wird, weil sie zu viel auf die Waage bringt. Der Mann macht seine Frau für alles verantwortlich, was schief geht. Immer ist das Gewicht seiner Frau schuld. Das Buch wird aus den Augen der Tochter geschildert und die fragt sich, was ist früher wirklich passiert?
Dieses Buch berührt einen sehr. Wie viel Kraft kann eine Frau aufbringen, um so einem Ehemann aus zu halten, der sogar so weit geht, das sie sich vor seinen Augen wiegen muss. Das geht doch
gar nicht ! Das Buch wird mit den Augen der Tochter geschildert und da kommen Situationen zutage, die man nicht für möglich hält. Manchmal musste ich zweimal lesen, um zu begreifen, was diese Frau erduldet hat. Ich hätte nicht gedacht, das ein Mensch so weit geht und seine Frau vielleicht sogar liebt, sie aber so tyrannisiert. Daniela Dröscher ist ein großer Roman gelungen, der einen mitreißt und man möchte so manches Mal eingreifen, auch der Kinder wegen.
Ich gebe sehr gute 4 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Käufer-Bewertung: Bücherfreundin85
In ihrem neuen Roman schildert Daniela Dröscher die Geschichte ihrer Familie in den achtziger Jahren.
Ela ist zu Beginn des Buches 6 Jahre alt und lebt zusammen mit ihren Eltern und Großeltern in einem Haus im Hunsrück. Ihr Vater ist besessen von dem Gedanken, dass seine Frau zu dick ist. Ständig thematisiert er ihr angebliches Übergewicht und fordert sie zur Gewichtsreduzierung auf. Auf seinen Wunsch hin tritt Elas Mutter eine Kur an und kehrt zu seiner Freude sichtbar schlanker nach Hause zurück. Doch ihr Erfolg ist von kurzer Dauer, und die alte Problematik ist wieder da. Das schöne Gesicht seiner Frau genügt dem Vater nicht, Schönheit ist für ihn untrennbar verbunden mit Schlankheit. Auch in anderen Lebensbereichen ist ihm eine schöne Optik wichtig. Er fährt schöne Autos, baut ein schönes Haus. Er möchte eine schöne, schlanke Frau zum Vorzeigen an seiner Seite, und er schämt sich nicht nur für sie wegen ihres Übergewichts, sondern gibt ihr auch die Schuld an seinen beruflichen Misserfolgen. Es bleibt nicht aus, dass sich die Scham des Vaters auch auf Ela überträgt, die unter den häuslichen Problemen sehr leidet.
Die Mutter unternimmt immer wieder alles, um dem Schönheitsideal ihres Mannes zu entsprechen und nimmt dafür sogar einen operativen Eingriff auf sich. Auf der einen Seite kämpft sie für ihre Ziele, gibt aber auf der anderen Seite vieles auf, um allen gerecht zu werden.
Es hat mich erschüttert, dass das Familienleben derart vom Thema Übergewicht bestimmt wurde. Elas Mutter hatte keinen leichten Stand in der Familie, da nicht nur ihr Ehemann, sondern auch ihre Schwiegermutter ihr das Leben schwer machte.
Die Geschichte, die in der Ich-Form aus Elas Perspektive geschrieben ist, liest sich sehr flüssig, der intelligente Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin erzählt fesselnd aus ihrer Erinnerung, hinterfragt aber auch in den kurzen Zwischenkapiteln kritisch die Themen Abnehmen und Diäten. In diesen Zwischenkapiteln hat sie nicht nur ihre Gedanken aus heutiger Sicht festgehalten, sondern auch ihre Mutter im Hier und Heute befragt.
Das Buch hat mich gefesselt, wütend auf den egoistischen Vater, gleichzeitig aber auch sehr betroffen und nachdenklich gemacht. Ich habe mich oft gefragt, warum Elas Mutter nicht aus ihrer Ehe geflohen ist, zumal die Geschichte nicht in den fünfziger Jahren spielt, als die Frauen weniger Rechte und Möglichkeiten hatten als in den achtziger Jahren. Ich habe mitgelitten und ständig gehofft, dass diese starke und empathische Frau bald einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben findet.
Ich kann den Roman sehr empfehlen - 6 Sterne von mir!
Diese Bewertung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Daniela Dröscher, Jahrgang 1977, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte. Studium der Germanistik, Philosophie und Anglistik in Trier und London, Promotion im Fach Medienwissenschaft an der Universität Potsdam sowie ein Diplom in »Szenischem Schreiben« an der Universität Graz. Ihr Romandebüt »Die Lichter des George Psalmanazar« erschien 2009 im Berlin Verlag, es folgten der Erzählband »Gloria« und der Roman »Pola« sowie das Memoir »Zeige deine Klasse. Die Geschichte meiner sozialen Herkunft« bei Hoffmann & Campe. Sie wurde u.a. mit dem Anna-Seghers-Preis, dem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds sowie dem Robert-Gernhardt-Preis (2017) ausgezeichnet. Seit Herbst 2018 ist sie Ministerin im Ministerium für Mitgefühl.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3462001990 |
10-stellige ISBN | 346200199X |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch GmbH |
Sprache | Deutsch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 18. August 2022 |
Seitenzahl | 448 |
Format (L×B×H) | 12,9cm × 20,4cm × 4,2cm |
Gewicht | 536g |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
Mehrwertsteuer | 7% (im angegebenen Preis enthalten) |
Belletristik - Erzählende Literatur
Alle angegeben Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer.
Auch hier werden natürlich 75% des Gewinns gespendet.
Gutschein kaufen
Ich bin sehr zufrieden mit buch7.de und werde, wenn ich nicht den kleinen Buchladen im Ort aufsuche, sehr gerne weiter bei buch7.de einkaufen!
J. H.
Also Ihr Engagement und Service berühren mich echt, vor allem diese prompte Kommunikation. Das hat heute schon Seltenheitswert!
Urlsula G. aus Heidelberg
Ihr seid super! Ich freu mich, dass Ihr beweist, dass es auch anders geht und wünsche Euch ganz viel Erfolg!
Petra P.
Liebes Buch7 Team, schön dass es Euch gibt. Jetzt macht Bücherbestellen wieder Spaß!
Stefan A.
Sie und Ihr Team zeigen mit Ihrem Engagement, dass es Sinn macht, über den Tellerrand der reinen Ökonomie hinaus zu schauen.
Ich wünsche Ihnen viele treue Kunden und ein unüberhörbares Echo in der Medienwelt.
Heinz-Ulrich P. aus Aurich