»'Milchmann' ist stilistisch vollkommen unverwechselbar. In einem Moment beängstigend, dann wieder inspirierend. Überwältigend.«
Jury des Man Booker Prize
- SPIEGEL BESTSELLER
- Man Booker Prize 2018 (Fiction)
- National Book Critics Circle Award 2018 (Fiction)
- Orwell Prize 2019
»Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb.« Mit Milchmann legte Anna Burns das literarische Großereignis des vergangenen Jahres vor. Ein Roman über den unerschrockenen Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben - weltweit gefeiert und ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize.
Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« - etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein.
Doch was kann sie noch tun, nun, da das Gerücht einmal in der Welt ist? Milchmann ist die Geschichte einer jungen Frau, die nach einem Weg für sich sucht - in einer Gesellschaft, die sich ihre eigenen dunklen Wahrheiten erfindet und in der jeglicher Fehltritt enorme Konsequenzen nach sich zieht.
Stimmen zur englischen Ausgabe
»Ein einzigartiger Blick auf Irland in Zeiten des Aufruhrs.«
Jury des Man Booker Prize
»Brillant. Die beste Booker-Preisträgerin seit Jahren.«
Metro
»Tiefgründige, ausdrucksstarke, eindringliche Prosa.«
Sunday Telegraph
»Auf ein solches Buch haben wir dreißig Jahre lang gewartet.«
Vogue
»Originell, witzig, entwaffnend schräg. Einzigartig.«
The Guardian
»Beeindruckend, wortstark, lustig.«
Irish Times
»Milkman blickt mit schwarzem Humor und jugendlicher Wut auf die Erwachsenenwelt und deren brutale Absurditäten.«
The New Yorker
»Dieser Roman knistert vor intellektueller Kraft.«
New Statesman
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Käufer-Bewertung: Pedi
Der geniale Anfangssatz von „Milchmann“, dem 2018 mit dem Man Booker Prize ausgezeichneten Roman von Anna Burns, lautet so: „Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb.“ Anna Burns schreibt in „Milchmann“ über den Nordirland-Konflikt der 1970er Jahre, auch wenn das nirgendwo expliziert steht und der Leser nach diesen Zusammenhängen ein wenig suchen muss. Sie schreibt über Machtstrukturen und den Mechanismen von sozialem Druck und Überwachung. Sie schreibt über strukturelle Gewalt gegen Frauen.
Und das alles in einem wunderbar skurrilen Ton, der die Absurdität des Geschehens betont. Die konsequente Vermeidung von Namen für Protagonisten und Orte mag den einen oder anderen Leser irritieren und es dauert vielleicht eine Weile bis man in den Lesefluss gerät.
Gelingt es, sich auf diesen besonderen Text einzulassen, liest man einen so klugen wie heiteren, so skurrilen wie politisch aufschlussreichen Text. Für mich gehört er schon zu den Highlights der ersten Jahreshälfte.
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Käufer-Bewertung: CanYouSeeMe
Dieses Buch macht es einem wirklich nicht leicht. Die sprachliche Gestaltung dieses Buches ist besonders, an ihr scheiden sich sicherlich die Geister. Für die einen mag das Buch gut zu lesen sein, für die anderen außerst anstregend und langwierig. Ich zähle zu letzteren Personen.
Was sich in der Leseprobe noch spannend andersartig las, wurde im gesamten Buch für mich zur Qual. Der Schreibstil und die Sprache passt leider gar nicht zu mir. Das Weglassen von Personenbeschreibungen im engeren Sinne hat mich stark irritiert. Dass hier nur von "vielleicht Freund", "Schwager", etc gesprochen wird - den Charakteren also wenig Farbe verliehen wird hat es für mich schwer gemacht mich in die Personen und vor allem auch in die Protagonistin hinein zu versetzen. Die Handlung kam auf den ersten 100 Seiten wenig in Fahrt, sie tröpfelte vor sich hin, konnte mich nicht merklich fesseln. Daher habe ich das Buch auf Seite 102 abgebrochen.
Ich werde dem Buch sich zu einem anderen Zeitpunkt noch eine Chance geben. Man muss wirklich Lust auf das Buch und die Art des Story-Tellings haben, denn das Buch ist keine Lektüre für nebenher - es ist eher harte Arbeit.
Inhaltlich sind die Themen trotz ermüdender Längen sicher ernst und regen zum Nachdenken an, wobei auch eine sehr angehme Art des subtilen Humors verarbeitet ist. Diese wenigen positiven Aspekte konnten mich jetzt aber nicht vom Buch überzeugen.
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Käufer-Bewertung: Miss Marple
Düster wie der zeitliche Hintergrund- Nordirlandkonflikt in den 70ern- so bleibt auch die Handlung des Romans, der uns mit einer jungen Frau bekannt macht-ohne Name- der Erzählerin, die von einem weitaus älteren Mann verfolgt wird. Zeit und Ort befeuern Gerüchte und schnell sind (Vor-)Urteile gefällt.
Experimentell ist der Schreibstil, mit dem ich mich überhaupt nicht anfreunden konnte. Personen ohne Namen in einer Geschichte mit einem an sich wichtigen Thema- der Gleichberechtigung der Frau- sind gewöhnungsbedürftig.
„Milchmann“ ist kein Buch für zwischendurch. Obwohl es auf dem englischsprachigen Buchmarkt hochgelobt und mit wichtigen Buchpreisen versehen wurde, konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.
Käufer-Bewertung: Klaraelisa
Die 18jährige im Mittelpunkt des Romans “Milchmann“ von Anna Burns hat keinen Namen wie die anderen Figuren dieses Romans auch – mit einer Ausnahme: Milchmann heißt wirklich so (S. 393-5). Die Protagonistin wächst als eines von zehn Geschwistern in einer katholischen Familie, wahrscheinlich in Belfast auf. Sie wird Mittelschwester genannt und trifft sich seit fast einem Jahr mit Vielleicht-Freund. Eines Tages wird Milchmann zu ihrem Stalker. Er weiß alles über sie, kennt ihren Tagesablauf und will sie für sich, obwohl er 41 Jahre alt und verheiratet ist. Mittelschwester wird nur zweimal mit dem Mann gesehen, und schon sagt man ihr eine Affäre nach und beschimpft sie als schamloses Flittchen. In dieser Gemeinschaft verbreitet sich Klatsch blitzschnell und wird sofort für die reine Wahrheit gehalten. Ohnehin ist es in diesen Zeiten gefährlich, aufzufallen. Die junge Frau war schon vorher ins Gerede gekommen, weil sie im Gehen Literatur des 19. Jahrhunderts las, ohne sich um die überall lauernde Gefahr zu kümmern. Mit ihrem zum Selbstschutz angenommenen abgestumpften Gesichtsausdruck wird sie für arrogant gehalten, zumal sie als angebliche Geliebte von Milchmann, einem IRA-Führer, sowieso eine Sonderstellung annimmt. Die IRA-Mitglieder werden im Roman Verweigerer genannt. Mit ihnen legt man sich besser nicht an. Schon der Verdacht, ein Denunziant zu sein, kann das Todesurteil bedeuten. Die Katholiken in diesem Viertel – aus der Sicht der Protagonistin „Wir“ - müssen jeden Anschein vermeiden, mit den „anderen“, den Protestanten, den englischen Soldaten und jeder Art von Obrigkeit Kontakt zu haben. Werden sie Opfer einer Straftat, gehen sie nicht zur Polizei, sind sie schwer verletzt oder todkrank, wagen sie es nicht, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen. Die „anderen“ leben in ihrem eigenen Viertel, auf der anderen Seite der Straße oder auf der anderen Seite der See, d.h. in England.
Was hat das alles zu bedeuten? In Nordirland herrscht seit Jahren eine Art Bürgerkrieg, der insgesamt 30 Jahre dauern und mehr als 3500 Opfer fordern wird. Im Roman hat fast jede Familie schon Opfer zu beklagen. Die Bombenanschläge der IRA und die Massaker der anderen paramilitärischen Gruppen sowie die Vergeltungsschläge der englischen Armee gehen durch die Weltpresse. In diesem Konflikt geht es nicht um Religion, sondern um politische Ziele. Am Beispiel von Mittelschwester lässt sich sehr gut erkennen, was es bedeutete, in solchen Zeiten an diesem Ort aufzuwachsen. Angst und Misstrauen bestimmen das Leben der Menschen. Leider ist das Buch nur verständlich, wenn man schon vorher über den Nordirlandkonflikt Bescheid weiß. Hinzukommt, dass der Roman auch sprachlich wegen des kreativen Umgangs der Übersetzerin mit der deutschen Sprache harte Kost ist. Bandwurmsätze, weitgehend fehlende Absätze und eine Gliederung in nur sieben Kapitel machen die Lektüre mühsam. Das Wenige, das passiert, wird in unerträglicher Breite erzählt. Mir hat dieser Roman nicht gefallen.
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Käufer-Bewertung: cosmea
In Anna Burns Roman “Milchmann“ steht eine namenlose 18jährige im Mittelpunkt, die in einem katholischen Viertel vermutlich von Belfast aufgewachsen ist. Die im Roman beschriebenen Ereignisse spielen sich Ende 1979 in einem Zeitraum von etwa zwei Monaten ab. In dieser Zeit gerät das Leben der Protagonistin völlig aus den Fugen. Eines Tages heftet sich Milchmann, ein 41jähriges hochrangiges Mitglied der IRA, an ihre Fersen, obwohl er verheiratet ist und sie ihm ausweicht. Doch der Stalker lässt nicht locker und droht ziemlich direkt, ihren Vielleicht-Freund, mit dem sie seit fast einem Jahr eine Art Beziehung hat, mit einer Autobombe zu töten. Tratsch und Klatsch gedeihen in dieser Gemeinschaft, zumal ihr eigener Schwager für die Verbreitung der Gerüchte sorgt. Man dichtet ihr schnell eine Affaire mit dem Milchmann an und beschimpft sie als Schlampe. Nicht einmal die eigene Mutter glaubt ihr. Im übrigen hat es ohnehin keinen Sinn, irgendwelche Erklärungen abzugeben, sich zu verteidigen, denn in diesen Zeiten gehört es zur Überlebensstrategie, nichts von sich preiszugeben, nicht aufzufallen und schon gar nicht, die Aufmerksamkeit der gewaltbereiten Extremisten auf beiden Seiten auf sich zu ziehen. Die junge Frau befindet sich in einer ausweglosen Situation, resigniert.
Was macht diese Situation so brisant? Ebenso wenig, wie irgendjemand außer Milchmann einen Namen hat, werden die zeitgenössischen Fakten präzise benannt. Ende 1979 dauern die Troubles, die bürgerkriegsähnlichen blutigen Unruhen in Nordirland, bereits seit 11 Jahren an. Es ist ein gnadenloser Kampf zwischen der protestantischen Mehrheit, die den Verbleib im Vereinigten Königreich wünscht, und der katholischen Minderheit, die für die Vereinigung mit der irischen Republik kämpft. Auf beiden Seiten gibt es paramilitärische Einheiten, die immer wieder mit blutigem Terror Schlagzeilen machen. Die Zivilbevölkerung sympathisiert mit ihren eigenen Leuten, auch wenn sie selbst nicht militant ist. Und dann sind da noch die englischen Soldaten, die Polizei und jede andere als Obrigkeit betrachtete Organisation, die die katholischen Bürger fürchten müssen. Da ist keine Kooperation erlaubt. Andernfalls werden sie als Denunzianten verdächtigt und von den IRA-Mitgliedern – im Roman Verweigerer genannt - grausam bestraft. Beliebt war Verprügeln, das Zerschießen der Kniescheiben und natürlich Mord.
Die Autorin zeichnet ein trostloses Bild dieser Epoche, die erst 1998 nach 30 Jahren mit dem Karfreitagsabkommen ein Ende fand. So interessant das Thema ist, gefällt mir nicht, dass man den Roman nur mit Hintergrundkenntnissen versteht, dass die Geschichte in einer derartigen epischen Breite und einer wahrscheinlich nicht nur in der Übersetzung furchtbaren Sprache abgehandelt wird. Endlose Schachtelsätze werden aneinandergereiht, seitenlang gibt es bei dem in nur sieben Kapitel unterteilten Buch keinen einzigen Absatz. Ein so sperriges Buch habe ich selten gelesen.
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Käufer-Bewertung: brauneye29
Zum Inhalt:
Als junge Frau will man vieles, aber meistens nicht dass ein alter Mann Interesse für einen zeigt, auch wenn er mächtig ist. Als genau das aber passiert, versucht sie trotzdem alle darüber im Unklaren zu lassen, was wirklich dahinter steckt. Sie versucht ihren Weg zu gehen auch wenn die Gesellschaft, in der sie sich bewegt, Gerüchte erfindet und mögliche Fehltritt fatale Folgen haben könnten.
Meine Meinung:
So manche Bücher, die hoch gelobt werden, polarisieren. Dieses Buch ist so ein Buch. Wenn ich so manche Rezension lese, die total euphorisch daher kommt, bin ich eher auf der Seite, mich zu fragen, was die Leute in diesem Buch sehen. Mir sagt das Buch nichts, der Schreibstil ist irgendwie schwurbelig und liest sich auch nicht sonderlich gut. Die Geschichte ist für mich völlig uninteressant und nach meiner Meinung völlig überbewertet. Ich musste mich fast zusammen reißen, dass Buch überhaupt zu Ende zu lesen. bein, mein Buch ist das wahrlich nicht.
Fazit:
Nicht mein Buch
Käufer-Bewertung: yellowdog
Der Milchmann von Anna Burns gewann den bedeutenden MAN-Booker-Award. Das weckt Erwartungen bei Lesern zeitgenössischer Literatur und teilweise wurden die auch erfüllt. Andererseits ist mir das Buch unglaublich zäh und erzählerisch ausschweifend vorgekommen.
Der Plot handelt nicht wirklich von einem Milchmann, nicht dass das jemand wirklich erwartet hat. Die 18jährige Icherzählerin ist in einer problematischen Situation aufgrund des gefährlichen Mannes, der sie verfolgt. Es wird aber auch ein gesamtgesellschaftlicher Zustand beschrieben.
Ich denke, wenn das Buch den Leser erreicht, wird der begeistert sein. Wer die Distanz zur Icherzählerin und dem gediegenen Plot nicht überwinden kann, hat es schwer. Ich muss zugeben, das ich zur zweiten Gruppe gehöre.
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Käufer-Bewertung: begine
Die irländische Autorin Anna Burns schreibt mit „Milchmann“ einen ungewöhnlichen Roman. 2018 bekam sie für diesen Roman den Booker Prize.
Dieses Buch ist ein einziges Vielleicht.
Die Handlung findet während des Nordirlandkonflikts in den 70er und 80er Jahre statt. Es ist ein Roman ohne Namen und wird von einem Mädchen erzählt. Da gibt es den Milchmann. Den Chefkoch, vielleicht Freund , Tablettenmädchen, erste, zweite und dritte Schwester. Milchmann scheint ein gefährlicher Man zu sein.
Die Protagonistin fantasiert vor sich her. Zwar zeigt sie uns auch die Turbulenzen der Zeit, aber so anonym ist es für mich etwas schwierig zu lesen. Ich konnte mich langsam in den Roman einlesen und war dann doch noch einigermaßen zufrieden.
Über dieses Buch sollte sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
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Käufer-Bewertung: miss.mesmerized
In einer unbenannten Stadt zu einer undefinierten Zeit wird die Ich-Erzählerin zum Stalkingopfer des Milchmanns. Er ist nicht ihr Milchmann, eigentlich ist er niemandes Milchmann, aber unter diesem Namen kennt man ihn. Plötzlich ist er da, verfolgt sie, weiß scheinbar alles über sie. Obwohl bei den ersten beiden Begegnungen nichts passiert, läuft die Gerüchteküche heiß: das 18-jährige Mädchen hat sich mit einem verheirateten Mann Anfang 40 eingelassen. Wie kann sie nur, Schande bringt sie über ihre Familie und sie ist ein schlechtes Vorbild für die kleinen Schwestern. Nicht nur das Gerede, sondern das zunehmend aufdringliche Verhalten des Mannes setzen der jungen und eigentlich unabhängigen Frau mehr und mehr zu und sie kann sich kaum dagegen wehren, denn in der öffentlichen Meinung trägt sie die Schuld an ihrer Situation.
Anna Burns Roman hat 2018 den renommierten Man Booker Prize erhalten. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit Burns‘ außergewöhnlichen Erzählweise, in der sie eine Stadt im Kriegszustand schildert, dem Hintergrund, vor welchem die Protagonistin erwachsen wird, die sozialen Spannungen der oppositionellen Gruppen erlebt und zum Opfer sexueller Bedrängung wird. Auch Burns Humor wird hervorgehoben - wie auch von vielen Kritikern - dies ist jedoch völlig an mir vorbeigegangen, humorvoll fand ich wenig, ganz im Gegenteil.
Der Milchmann, der gar keiner ist, ist die einzige Figur, die einen Namen erhält, alle anderen werden über den Verwandtschaftsgrad identifiziert. Das Geschilderte könnte jedem passieren, zumindest jedem in Belfast zu Zeiten der Troubles. Auch wenn die Stadt nicht namentlich genannt wird, geht doch eindeutig aus dem Text hervor, dass es sich hier um den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten und der englischen Besatzungsmacht handelt. Der Verlauf der Front ist geografisch wie sozial klar erkennbar und nur gelegentlich darf die Grenze überschritten und die politischen Auseinandersetzungen vergessen werden.
Gewalt ist omnipräsent im Leben der Erzählerin und so ist sie über Prügel, die jemand bezieht, ebenso wenig verwundert wie über die Waffe, die man ihr an die Brust hält oder die Drohung, dass ihr Liebhaber durch eine Autobombe getötet werden könnte. In jeder Familie gibt es Opfer des Konflikts zu beklagen, Märtyrer, denen man huldigt. Aber die Gewalt ist anders als an anderen Orten:
„Gewöhnliche Morde waren unheimlich, unbegreiflich, genau die Morde, die hier nicht passierten. Die Leute wussten nicht, wie sie so etwas beurteilen, wie sie es einordnen, wie sie einen Diskurs darüber anfangen sollten, weil es hier eben nur politische Morde gab. ‚Politisch‘ deckte dabei natürlich alles ab, was im weitesten Sinne mit der Grenze zu tun hatte.“
Der Alltag wird von den Unruhen bestimmt und ebenso wie jeder Bürger eine klare Position vertritt, die qua Geburt festgelegt ist, kann er sich auch nicht entziehen.
„Schlussendlich gab man von Staatsseite zu, dass man bei der Verfolgung der richtigen Leute versehentlich ein paar falsche abgeschossen habe, dass Fehler gemacht worden seien, was bedauerlich sei, aber man müsse die Vergangenheit hinter sich bringen, und es habe keinen Zweck, darauf herumzureiten.“
Das Vertrauen in den Staat und staatliche Institutionen könnte kaum geringer sein, nicht einmal medizinisch notwendige Versorgung nehmen die Menschen aus Sorge vor möglichen Folgen in Anspruch. Selbst private Angelegenheiten wie das Stalking des Milchmanns wird zur politischen Angelegenheit.
Der Roman ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Der Verzicht auf Namen irritiert zunächst, macht in der Gesamtschau jedoch Sinn. Die Perspektive der Protagonistin ist zwar begrenzt, verdeutlicht aber umso mehr, wie sie unschuldig zum Opfer wird und keinerlei Möglichkeit hat, sich zu wehren und wie wenig Glauben ihr selbst ihre eigene Familie entgegenbringt.
Der Kontext der Handlung, eine geteilte Stadt, in der jeder permanent in Alarmbereitschaft ist und der Tod normaler Bestandteil des Alltags ist, ist kaum vorstellbar, aber wenn auch in Nordirland glücklicherweise nicht mehr Realität, doch an vielen anderen Orten die Lebenssituation vieler Menschen, die sich irgendwie damit arrangieren.
Man muss sich auf den Roman einlassen und einlesen, keine Geschichte, in der man sich direkt zurechtfindet, aber unter der Oberfläche mit vielen interessanten Aspekten, die zum Nachdenken anregen.
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Käufer-Bewertung: amena25
Schon der Titel verrät, dass es hier nicht um einen 08/15-Roman geht.
»Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb. Er wurde von einem staatlichen Mordkommando erschossen, und der Tod dieses Mannes war mir herzlich egal.« So beginnt der Roman, der u.a. mit dem Man Booker Prize 2018 ausgezeichnet wurde.
Stilistisch ist der Roman eine echte Herausforderung. Ellenlange Sätze, Wortneuschöpfungen wie der ,,Vielleicht-Freund“ oder die Betitelung der Brüder und Schwestern mit ,,Ältere Schwester“ oder Bruder 1 sind originell, witzig, weisen aber auch auf eine gewollte Anonymisierung hin.
Inhaltlich geht es um eine junge Frau, die, vermutlich in Belfast in den 70er/80er Jahren, auf der richtigen Seite der Straße, auf der richtigen Seite des Meeres lebt, aber Probleme damit hat, sich ihrer Umgebung anzupassen. Als intellektuelle, lese- und sportbegeisterte junge Frau passt sie schlecht in die von ungeschriebenen Gesetzen und Zwängen bestimmte Gesellschaft.
Mit ihrem ,,Vielleicht-Freund“ führt sie eine gute Beziehung, ohne ihn allerdings jemals ihrer Familie vorzustellen, geschweige denn sich von ihm heimfahren zu lassen. Dafür wohnt er im falschen Viertel. Als die namenlose Erzählerin das Interesse des ,,Milchmanns“ auf sich zieht, eines einflussreichen Mannes, versucht sie zwar, dieses Interesse abzuweisen und Begegnungen mit ihm zu vermeiden. Allerdings vermag sie auch nichts gegen die schnell kursierenden Gerüchte, die ihr eine Affäre mit dem älteren, verheirateten Mann andichten.
Nur sehr mühsam schafft es die Ich-Erzählerin, ihren Weg hin zur Selbstbestimmung zu finden. Dieses Ringen spiegelt sich im Roman auch in relativer Handlungsarmut wider. Umso ausführlicher und eindringlicher dagegen legt die Ich-Erzählerin ihre Gedanken, Zweifel und Emotionen dar, gespickt mit schwarzen Humor und Absurditäten. So fühlt man sich zwar sprachlich gut unterhalten, wünscht sich des öfteren allerdings etwas mehr Handlung.
Auch ist mal stellenweise versucht, die Ich-Erzählerin zu schütteln und sie dazu zu bringen, sich ihrem ,,Vielleicht-Freund“ oder jemand anderem zu öffnen und ihren Kampf um Selbstbestimmung aktiver zu führen.
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Anna Burns, geboren in Belfast, Nordirland, ist Autorin mehrerer Romane. 2018 erhielt sie für »Milchmann« den Man Booker Prize. Das Buch wurde zu einer internationalen Sensation und mit zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Orwell Prize und dem National Book Critics Circle Award. »Milchmann« erscheint in 23 Ländern. Es ist der erste Roman von Anna Burns, der auf Deutsch veröffentlicht wird. Anna Burns lebt in East Sussex, England.
EAN / 13-stellige ISBN | 978-3608504682 |
10-stellige ISBN | 3608504680 |
Verlag | Tropen |
Sprache | Deutsch |
Originalsprache | Englisch |
Editionsform | Hardcover / Softcover / Karten |
Einbandart | Gebunden |
Erscheinungsdatum | 22. Februar 2020 |
Seitenzahl | 452 |
Originaltitel | Milkman |
Format (L×B×H) | 21,6cm × 14,9cm × 4,3cm |
Gewicht | 628g |
Gattung | Roman |
Warengruppe des Lieferanten | Belletristik - Erzählende Literatur |
Mehrwertsteuer | 7% (im angegebenen Preis enthalten) |
Belletristik - Erzählende Literatur
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