Juli 2022 · Anneliese Bunk und Nadine Schubert im Gespräch
Was die Autorinnen Anneliese Bunk und Nadine Schubert zum Thema plastikfreies Leben auf unsere Fragen antworten, lesen Sie hier.
Gemeinsam haben Sie das Buch „Besser leben ohne Plastik“ geschrieben. Was hat Sie dazu bewegt? Gab es eine Art „Schlüsselerlebnis“, nach welchem Sie entschieden haben, sich weiter mit dem Thema Plastik zu beschäftigen?
Anneliese Bunk: Mich hat der Film „Plastic Planet“ sehr beeindruckt. Nachdem ich den Film vor drei Jahren gesehen hatte, habe ich mich sofort dazu entschlossen Plastikvermeidung zu meiner neuen Lebensaufgabe zu machen.
Nadine Schubert: Eine Reportage während meiner Schwangerschaft im Jahr 2013 hat mich auf die Plastikproblematik aufmerksam gemacht. Ich war schockiert darüber was wir der Umwelt antun und wie Plastik unserer Gesundheit schaden kann. Da habe ich beschlossen: So geht´s nicht weiter.
Sie haben die Vision eines plastikfreien Lebens. Was war Ihre Zielsetzung bezüglich Ihrer Vision und hat sich diese verändert? In welchem Rahmen denken Sie, dass es möglich ist, sie umzusetzen?
Nadine Schubert: Ich wusste damals ja noch nicht, wie umfangreich ein plastikarmes Leben sein kann. Mein erstes Ziel war deshalb, bei sämtlichen Lebensmitteln auf Plastikverpackungen und Aufbewahrung aus Kunststoffen zu verzichten. Das funktionierte recht schnell. Der Rest, wie Bad und Putzen, kam erst später.
Anneliese Bunk: Bei uns zuhause gibt es schon noch Plastik, sei es das Telefon, Lego für die Kinder oder Computer. Völlig plastikfrei zu leben ist in Deutschland kaum möglich und auch nicht mein Anspruch. Meine Familie und ich versuchen soweit wie möglich auf Plastik zu verzichten und bewusst mit Plastik umzugehen. Vor allem versuchen wir auf Verpackungen zu verzichten, denn die machen mehr als 35% der gesamten Plastikproduktion aus. Ich denke mehr als die Hälfte dieser schnelllebigen Verpackungen lassen sich einfach vermeiden, indem man seine Einkaufsgewohnheiten ändert.
Könnten Sie sich vorstellen, dass ein Großteil der Menschheit eine plastikfreie Lebensweise verfolgen kann?
Nadine Schubert: Es wäre zumindest wünschenswert. Denn selbst, wenn nicht jeder leben kann und möchte wie wir, so kann man doch wenigstens einen kleinen Teil dazu beitragen und bewusster einkaufen, um Verpackungsmüll zu vermeiden.
Frau Bunk, Sie wohnen in München und Frau Schubert, Sie auf dem Land. Wo würden Sie sagen, ist es einfacher auf Plastik zu verzichten? Gibt es hier Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Anneliese Bunk: In der Stadt haben wir natürlich bessere Einkaufsmöglichkeiten wie verpackungsfreie Supermärkte. Dagegen ist der Einzelhandel auf dem Land sehr viel mehr bereit auf Kundenwünsche einzugehen.
Nadine Schubert: Alle Städter fragen mich immer, wie wir das auf dem Land machen, so ganz ohne Läden, in denen man z.B. eine Bambuszahnbürste kaufen kann. Aber ich finde es, ehrlich gesagt, einfacher, denn wir Land-Eier haben den Städtern eines voraus: Wir haben Platz! Und was im eigenen Garten wächst, muss ich nicht kaufen. Außerdem kennen wir hier unsere Ladenbesitzer noch und können so auch den einen oder anderen Wunsch äußern. Was ich nicht vor Ort kaufen kann, muss ich im Netz bestellen, aber das finde ich nicht so schlimm. Schließlich ordere ich gleich einen Jahresvorrat.
Sie sind beide Mütter zweier Kinder. Fiel es leicht, sie von Ihrer Vision zu überzeugen? Wie wurden Ihre Ideen allgemein von Ihren Familien aufgenommen?
Anneliese Bunk: Die Kinder waren total einfach zu überzeugen. Die vermissen nichts und trauern auch nichts nach. Ich glaube mein Mann hat anfangs gehofft, das sei nur so eine Phase. Inzwischen ist er aber auch total überzeugt davon.
Nadine Schubert: Mein Mann war gleich begeistert. Er versprach, sein Bestes zu geben, um mich zu unterstützen. Mein Sohn war damals acht und ließ sich recht leicht überzeugen. Dennoch vermisst er manchmal bestimmte Süßigkeiten. Aber es gibt ja eine Oma, die leider nicht so auf Plastikvermeidung achtet wie wir. Meine Tochter wurde quasi in dieses Leben hineingeboren und erzählt jedem, dass wir kein „Plastik essen“. So richtig versteht sie das aber noch nicht.
Frau Bunk, Sie produzieren die Naturtasche, die den Einkauf loser Lebensmittel ohne Verpackungsmüll ermöglicht. Aus welchem Material besteht der Einkaufsbeutel und was ist das Besondere daran?
Anneliese Bunk: Die naturtaschen sind aus GOTS zertifizierter Bio-Baumwolle und besonders leicht (6-24g). Durch den geringen Materialverbrauch sind die Taschen deutlich nachhaltiger als Papier und außerdem praktisch, da Sie nicht viel Platz einnehmen.
Wie sind Sie zum Verfassen von Büchern gekommen? Haben Sie bereits früher erste Versuche gemacht?
Nadine Schubert: Ich bin Journalistin und habe schon viel geschrieben, aber nur Texte, kein Buch. Beim Entstehen unseres Ratgebers haben wir beide viel getippt. Anneliese hat sehr viel Recherche betrieben und ich den Texten den Feinschliff verpasst. Aber ursprünglich wollten wir eine Art Flyer mit Tipps zur Plastikvermeidung herausgeben. Der wurde aber dann zu umfangreich.
Anneliese Bunk: Die Idee dazu kam beim Crowdfunding für die Naturtaschen. Da hatten meine Familie und ich das schon anderthalb Jahre gelebt und deswegen wollte ich als Dankeschön Tipps zusammenfassen, wie die Leute ihren Plastikkonsum reduzieren können. Das Feedback dazu war so toll, dass daraus ein Buch entstanden ist.
Wie könnte ich selbst am schnellsten etwas bewegen und zu einem plastikfreierem Leben gelangen?
Anneliese Bunk: Meine drei Lieblingstipps sind:
1. Seife statt Duschgel
2. Einkaufstasche statt Plastiktüte
3. Lose & regionale Lebensmittel statt abgepacktem Obst und Gemüse
Nadine Schubert: Mein Tipp: Langsam beginnen und nichts überstürzen. Bei Lebensmitteln geht es leicht. Man muss nur anders einkaufen. Milch und Joghurt im Glas, statt im Tetrapak, Obst und Gemüse lose statt abgepackt und wieder mal zur Seife greifen, statt zum Duschgel.
Würden Sie eine Papiertüte als nachhaltig bezeichnen?
Nadine Schubert: Auf keinen Fall. Schon deshalb, weil die Nutzungsdauer noch kürzer ist, als die der Plastiktüte. Für neues Papier werden Bäume gefällt, beim Papierrecycling viele Chemikalien eingesetzt. Die Ökobilanz ist miserabel. Die Lösung ist die Baumwolltasche, weil sie über viele Jahre benutzt werden kann.
Anneliese Bunk: Nein, denn Papier benötigt für die Herstellung große Mengen an Schwefelsäure und anderen Chemikalien und legt oft sehr lange Transportwege zurück.
Sie informieren in Ihrem Buch zu Melamin, Polycarbonat und PET. Standen Sie während des Schreibens in Kontakt zu Chemikern oder Lebensmitteltechnikern oder woher haben Sie Informationen zu chemischen Fragestellungen bezogen?
Anneliese Bunk: Es gibt eine Vielzahl von Studien, die belegen, dass verschiedenste Kunststoffe für den Menschen und die Umwelt negative Auswirkungen haben. Diese Informationen waren bisher jedoch noch nicht einfach verständlich veröffentlicht. Es war mir wichtig, die Bevölkerung darüber aufzuklären. Wir sind jedoch keine Kunststoffexperten, sondern Experten im Plastikvermeiden.
Was sind Ihre nächsten Pläne, um noch mehr Menschen zu einer plastikarmen Lebensweise zu bewegen?
Nadine Schubert: Ich pflege auf jeden Fall meinen Blog besser-leben-ohne-plastik.de weiter. Denn auch ich lerne nie aus. Immer wieder stoße ich auf neue Tipps oder entwickle Rezepturen, um etwa Kosmetik oder Reiniger herzustellen. Außerdem arbeite ich an einem neuen Buch, das aber eher in Richtung Belletristik geht. Leider fehlt mir die Zeit zum Schreiben.
Anneliese Bunk: Das bleibt bis zum Ende des Jahres noch ein Geheimnis.
Zum Schluss: Was bedeutet für Sie eine bessere Welt?
Anneliese Bunk: Ein achtsamer Umgang mit Mensch und Natur.
Nadine Schubert: Annelieses Antwort trifft den Nagel auf den Kopf. Wobei für mich Achtsamkeit auch bedeutet: Weniger Kriege, weniger Ausbeutung und mehr Chancengleichheit. Dazu können wir beitragen, z.B. wenn wir unser Konsumverhalten ändern.
Liebe Frau Schubert, liebe Frau Bunk, vielen herzlichen Dank für das Interview und dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben.
Das Werk der Autorinnen finden Sie hier bei uns.
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